In der Hof- und Garnisonkirche Potsdam bildet sich deutsche Geschichte wie unter einem Brennglas verdichtet ab:
Zar Alexander I. und Napoleon besuchten den Sarg Friedrichs II., die ersten frei gewählten Stadtverordneten Potsdams tagten hier, Lutheraner und Reformierte bildeten hier ihre Union, die Nationalsozialisten missbrauchten die Kirche am sogenannten Tag von Potsdam und viele Mitglieder des 20. Juli gehörten zu dieser Gemeinde.

Ausgehend von der Auseinandersetzung mit dieser geschichtlichen Basis, gilt es eine Brücke zu schlagen von unseren geschichtlichen Erkenntnissen zu den Erfordernissen der Moderne. Welcher Ort würde sich hierzu besser eignen als die Garnisonkirche mit ihrem Symbolcharakter, einem Ort, an dem der ‚genius loci’ das Bindeglied zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft ist.

Geschichte erinnern.

In dem als Bürgerkirche wieder errichteten Gotteshaus wird ein Erinnern für die deutsche und europäische Zukunft möglich werden, das nächste Generationen darauf vorbereitet, die Freiheit zu bewahren und Verantwortung zu übernehmen. Die Zerstörung der Garnisonkirche Potsdam im Zweiten Weltkrieg und ihre endgültige Beseitigung durch die Machthaber in der DDR haben nicht nur die evangelische Kirche und Potsdam, sondern Deutschland insgesamt einer der schönsten barocken Kirchen aus der Zeit Preußens beraubt. Nicht umsonst gilt Philipp Gerlach, der Baumeister der Garnisonkirche, als Meister des Turms in der Landschaft. Albrecht Schönherr, der Bonhoeffer-Schüler und Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, protestierte mit einem Brief an Walter Ulbricht im Mai 1968 erfolglos gegen die Sprengung der Garnisonkirche.

Die Hof- und Garnisonkirche Potsdam gehört zu den bedeutendsten deutschen Bauwerken, die zerstört waren. Damit ist sie für das kulturelle Erbe unseres Landes von großer Bedeutung und kann als „nationales Tafelsilber“ angesehen werden.

Verantwortung lernen.

Die Garnisonkirche reflektiert wie ein Spiegel die deutsche Geschichte der vergangenen drei Jahrhunderte in vielen ihrer Facet­ten. Kaum ein kirchlich geprägter Ort in Deutschland ist so intensiv mit Aufstieg und Fall, menschlicher Leistung und Versagen behaftet wie diese Kirche. Kein Ort eignet sich deshalb so sehr, die Spur unserer Geschichte zurück zu verfolgen, zu analysieren, daraus zu lernen, sie aber auch mit ihren Katastrophen anzunehmen. Es handelt sich um einen herausragenden Ort, an dem Schülerinnen und Schüler Berlins und Brandenburgs den Zusammenhang von heimatkundlichem Wissen über lokale Ereignisse und weltgeschichtlichen Folgerungen entdecken können. In dieser Kirche können wir alle gemeinsam unser Gewissen schulen.

Versöhnung leben.

Die Garnisonkirche Potsdam soll zu einer Bürgerkirche,  zu einem Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit und der (Bewusstseins-) Bildung werden. Sie wird als Symbolkirche und Erinnerungsort genutzt werden. In Zusammenarbeit mit vielen Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Kultur werden die unterschiedlichen Bezüge der wechselvollen Geschichte aufgearbeitet, dokumentiert und vermittelt. An der Garnisonkirche haften ungezählte Erinnerungen und Geschichten, die – um zukünftiger Generationen willen – im kulturellen Gedächtnis aufbewahrt werden sollten.