Ansprache anlässlich des 295. Geburtstages von Friedrich Wilhelm von Steuben am 17. September 2025 auf dem Steubenplatz

Sehr geehrter Herr Henning Hubertus von Steuben, sehr geehrte Frau Thibault, Frau Dr. Ludwig, sehr geehrter Herr Botschafter a.D. Bindenagel, Herr Dr. Niekisch, liebe Schülerinnen und Schüler der Steuben-Gesamtschule, sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst vielen Dank für die Einladung zur heutigen Gedenkveranstaltung aus Anlass des
295. Geburtstages von Friedrich Wilhelm von Steuben.
Wenn wir heute das Leben und Wirken einer der bedeutsamsten Persönlichkeiten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges würdigen, geschieht dies an einem Ort, der noch seiner Gestaltung bedarf,
der bedauerlicherweise noch nicht vollendet ist. Denn Potsdam besitzt den Steuben-Platz
(auf dem wir uns gerade befinden), benannt durch Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten
– und das Steuben-Denkmal.
Gerade heute ist der Tag, an dem einmal mehr deutlich gesagt werden muss:
Jetzt muss das Denkmal endlich den immer schon angedachten Ort erhalten und
hierher auf den Steuben-Platz versetzt werden.
Die gegenwärtig geführte Diskussion um die Gestaltung des Steuben-Platzes, die dies infrage stellen will, ist teilweise befremdlich. Es ist zu bedauern, dass es nicht längst eine Entscheidung zur Gestaltung des Platzes sowie zur Versetzung des Denkmals dorthin gibt.
Der derzeitige Standort des Steuben-Denkmals an der Rückseite des Marstalls (!) – des heutigen Filmmuseums – ist allein der baulichen Situation des Alten Marktes von 2005 geschuldet.
Mit dem Grundsatzbeschluss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zur behutsamen Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte war klar, dass eine Gestaltung des Platzes sowie die Aufstellung des Steuben-Denkmals an seinem historischen Ort wegen der umfänglichen baulichen Maßnahmen
zum damaligen Zeitpunkt nicht sinnvoll gewesen wäre.
Nur vor diesem Hintergrund hat die Landeshauptstadt Potsdam entschieden, das Denkmal vorübergehend an der Rückseite des Marstalls aufzustellen. Alle damaligen Entscheidungen sind im Wissen um das Provisorium des Standortes getroffen worden.
Es gab keinerlei Zweifel daran, dass nach der Neugestaltung des Alten Marktes und seiner Bebauung, insbesondere nach Fertigstellung des Landtages, der wiederhergestellte Steuben-Platz der
dauerhafte Standort des Denkmals sein würde. Involviert waren hierbei auch die U.S.-Botschaft
sowie das U.S.-Verteidigungsministerium. Sie werden sich daran erinnern, Herr Bindenagel!
Es wäre ein politischer Affront gewesen, hätten Land und Stadt – also der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe und ich als Oberbürgermeister – seinerzeit erklärt, dass der provisorische Standort hinter dem Filmmuseum dauerhaft sein soll. Daran hat sich nichts verändert. Es wäre auch heute ein politischer Affront, das Denkmal nicht an seinen historischen Ort zu versetzen.
Den damaligen politischen Akteuren war die politische Bedeutsamkeit der Entscheidungen klar. Sie scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Umso wichtiger erscheint es mir, heute daran zu erinnern.
Die Wiederherstellung des Steuben-Platzes inklusive Denkmal, war immer Bestandteil der Leitidee zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. So ist auch der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 2.03.2016 (mit dem entsprechenden Votum des Kulturausschusses) zur Wiederbenennung des Standortes in „Steuben-Platz“ im Sinne dieser Leitidee nur folgerichtig. Die Benennung ist nicht aus Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit so beschlossen worden. Es sollten vielmehr bewusst die stadtbildprägenden Straßenbeziehungen in der Potsdamer Mitte und um den Landtag wiederentstehen und wiedererlebbar gemacht werden. Die Wiederherstellung des Platzes mit dem Denkmal war vor dem Hintergrund des Wissens um das Provisorium des aktuellen Standortes bei allen politischen Akteuren immer mitgedacht.
Nicht nur das negiert die jetzige Debatte um Bedeutung und Wirkung des Denkmals, die geführt wird, kurz bevor mit den konkreten Arbeiten zur Gestaltung des Platzes und der Versetzung des Denkmals begonnen werden kann.
Die nun vorgetragenen Argumente gegen die Aufstellung des Denkmals richten sich gegen jedwede ehrende Erinnerung an Steuben. Dazu hat es bereits entsprechende Debatten und Beschlüsse der Stadt gegeben. Sie sind bis heute nicht in Zweifel zu ziehen.
Es war Steuben, der den US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gewinnen half. Der entscheidend dazu beigetragen hat, dass der Traum der amerikanischen Unabhängigkeit verwirklicht werden konnte. Der deutsche Mitbegründer einer zutiefst demokratischen Bewegung. Der ein multikulturelles Heer verschiedenster Nationalitäten erfolgreich organisierte und befehligte.
Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ein Platz, der nach Steuben benannt ist, gestaltet wird, und das dazu gehörige Denkmal – gestiftet, um auf den nach ihm benannten Platz zu stehen – nicht einmal 50 Meter entfernt möglichst unauffällig sein Dasein fristet.
Es ist die Stunde für eine politische Entscheidung in Potsdam. Diese kann nur lauten:
Steuben gehört auf den Steuben-Platz!
Steuben verkörpert, was die demokratischen Grundwerte der USA ausmachen.
Daran gerade heute zu erinnern, scheint mir die angemessene Form der Würdigung des Wirkens
von Friedrich Wilhelm von Steuben aus Anlass seines 295. Geburtstages zu sein.
Jann Jakobs
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam von 2002 bis 2018