Die Garnisonkirche eine Chimäre?

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Der neue Vorstoß des Oberbürgermeisters in punkto Garnisonkirche trifft bei Mitteschön auf entschiedene Kritik.

Der Vorschlag hier nur ein Jugendzentrum für Bildung und Demokratie einzurichten, in einem modernen Gebäude statt des Kirchenschiffes, schlägt den vielen Engagierten, die sich viele Jahre um die Wiedererrichtung des Potsdamer Wahrzeichens bemühen, ins Gesicht.

Nichts gegen ein Haus, das der internationalen Jugend offensteht, nichts gegen die Aufarbeitung der Geschichte, doch die Funktion der Kirche sollte vielschichtiger sein.

Ein Haus für alle – mitten in der Stadt – ein Teil der zu entstehenden Kulturmeile – ein historisches Kirchenschiff – ein architektonisches Highlight für unsere Stadt.
Das Kirchenschiff als ein Raum mit seiner einmaligen Akustik, prädestiniert für Konzerte, denn diese Platzkapazität fehlt in Potsdam. Aber auch ein angemessener Raum für geistige Auseinandersetzung und Nachdenken über unsere Welt und deren Konflikte, gerade auch für die Jungend und zukünftige Generationen.

Und natürlich auch, und das nicht zuletzt – ein Gebetsraum.

Gerlach Pihilipp (1679-1748), Garnisonkirche, Potsdam (1920): Ansicht. Foto, 40,1 x 40,3 cm (inkl. Scanränder). TU Architekturmuseum Inv. Nr. F 0518.

Die Aufarbeitung der Nazi Zeit die hier immer wieder angeführt wird, ist wichtig, bringt es aber nicht alleine. Wichtig wäre auch der Blick nach vorne in die Zukunft, und dass mit der ganzen Gesellschaft! Die Garnisonkirche, die jetzt wiederaufgebaut wird, ist ein Projekt für zukünftige Generationen. Wird denn die internationale Jugendarbeit, die heute schon in Nagelkreuzkapelle praktiziert wird, denn gar nicht wertgeschätzt?

Auf der anderen Seite wäre es für den Stadtraum eine Katastrophe, einen modernen Bau an den Turm zu hängen. Es gibt schon so viele schlechte „Adaptionen“ von historischen Bauten.

Christuskirche Köln mit modernen Sozialbauwohnungen

Der Turm verlangt ästhetisch nach dem originalen Kirchenschiff, wie der Architekt Thomas Albrecht schon richtig sagte.

Alles in allem, nicht Fisch nicht Fleisch, hier wird mit dem wohlklingenden Begriff „Jugendzentrum“ nach Kompromissen gesucht, die letztendlich nicht zu einem guten Ergebnis führen!

Der Anstoß jetzt zu einer Debatte über die Nutzung des Kirchenschiffes ist zu begrüßen, denn bis 2023 ist nicht mehr lange Zeit!