Die Garnisonkirche ohne Kirchenschiff

Wir geben der Empörung eine Stimme!


FWG Mitglied Phillip Preuß aus Langerwehe

Sehr geehrte Kuratoriumsmitglieder,

sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes der Fördergesellschaft,

sehr geehrte Damen und Herren,

vor etwa 10 Jahren begann ich mich mit dem Thema der Potsdamer Mitte zu befassen. Damals kam ich gerade in die gymnasiale Oberstufe. Zweifellos ein Alter in dem man sich für gewöhnlich mit anderen Dingen befasst als mit Geschichte, Architektur und Städtebau. Dennoch zog mich Potsdam in seinen Bann.

Erst kurz zuvor war von der Stadtverordnetenversammlung das Leitbaukonzept beschlossen worden.

Bereits damals sprach mich eines der vielen Projekte besonders an. Der Wiederaufbau der Garnisonkirche. Was damals nur Utopie war, faszinierte mich trotzdem vom ersten Tag.

Ein so bedeutendes Bauwerk, barocke Schönheit in Perfektion und voller Geschichte, verbunden mit großen Namen.

Als Schüler der Klasse 10 an einem humanistischen Gymnasium im entfernten Rheinland konnte man diese Faszination für die Potsdamer Stadt- und Bauhistorie durchaus als unüblich betrachten. Zu diesem Zeitpunkt begann mein Engagement für die Potsdamer Mitte und für die Rekonstruktion der Garnisonkirche.

Erst mit kleineren Spenden, dem Budget eines Schülers entsprechend. Dann, nach dem Abitur, mit Ziegelpatenschaften und ersten Werbeaktionen über die sozialen Medien.

2015 erfolgte schließlich mein offizieller Eintritt in die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam.

Zu diesem Zeitpunkt studierte ich bereits seit einem Jahr Geschichte und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität zu Düsseldorf mit dem Ziel später ins Lehramt zu wechseln.

Meine zunehmende Beschäftigung mit der Geschichte der Garnisonkirche und dem Gerlachbau an sich, veranlasste mich meine ursprünglichen Pläne über Bord zu werfen. Ich begann zusätzlich ein Studium der Kunstgeschichte, mit Schwerpunkt Architekturgeschichte, und der historischen Hilfswissenschaften. Stets lag mein Fokus auf den baulichen Hinterlassenschaften der preußischen Könige in und um Potsdam.

Acht Jahre sind seither vergangen, in denen ich ein umfangreiches Fachwissen über Potsdam und die Garnisonkirche erworben habe. Und in all diesen Jahren habe ich stets gespendet. Selbst als Student habe ich regelmäßig 100 Euro für weitere Spenderziegel zusammengekratzt, oft zum Verdruss von Freunden und Familie.

In all diesen Jahren habe ich immer an das Projekt geglaubt, jeden Erfolg gefeiert, jeden Rückschlag hingenommen und in jede Debatte mein Fachwissen eingebracht und für das Projekt gestritten.

Ich habe neue Spender mobilisiert, meine ganze Familie mit ins Boot geholt, und wo es nur ging für den Wiederaufbau der Garnisonkirche geworben.

Gestern, am 07. Dezember 2021, feierte ich meinen 29. Geburtstag. Ein freudiger Tag sollte es werden. Ein Tag des Aufbruchs in ein neues Lebensjahr.

Doch es wurde ein Tag der Trauer und der Wut!

Denn keine geringere Information ereilte mich an diesem Tag, als dass die Stiftung Garnisonkirche, Vertreten durch ihren Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Wolfgang Huber, das Projekt für einen unnötigen Kompromiss bereit ist zu opfern, der fauler nicht sein könnte.

Ein Projekt, welches mich fast mein halbes Leben begleitet und mich in meinen Lebensentscheidungen nachhaltig geprägt hat.

Dies hat mich bewogen zu später Stunde noch diese Zeilen zu schreiben.

Kurz um: Ich fühle mich betrogen! Betrogen um mein Geld und um meine Lebenszeit.

Kompromiss bedeutet, dass entweder beide Seiten, oder keine von einer Entscheidung profitiert. Im vorliegenden Fall profitieren ausschließlich die Gegner der Garnisonkirche, vertreten durch Herrn Oberbürgermeister Schubert und Frau Engel.

Aber diese Praxis der fadenscheinigen Kompromisse begann nicht erst am gestrigen Tag, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Historie des Wiederaufbaus. Stets hat man das Projekt beschnitten um nirgendwo anzuecken. Stets wurde Verzicht gepredigt um den Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Stets kam man jenen entgegen, die schon immer gegen den Wiederaufbau waren und es immer seien werden.

Dieses ewige Aufweichen des Projektes hatte zwei gravierende Folgen.

Zum einen ist äußerlich, wie inhaltlich nicht mehr viel von dem einstigen Profil zu erkennen, und zum anderen verlor man mit jedem Kompromiss potentielle Spender.

Eine leere Widmungsplatte über dem Hauptportal des Turms, das ewige Infragestellen des Bauschmucks (obwohl kunsthistorisch unbegründet), die ewigen Scharmützel mit der Stadt um den Erhalt des Rechenzentrums, das Gewährenlassen von Denunzianten wie Stefan Trüby und Philipp Oswald ohne rechtliche Konsequenzen, und zu guter Letzt ein Ausstellungskonzept, das an Subjektivität kaum zu überbieten ist und einer Selbstkasteiung gleichkommt.

Wen möchten Sie damit noch zum spenden animieren? Oder besser gefragt: wollen Sie überhaupt das der Wiederaufbau gelingt?

Mit ihrem Votum für das „Haus der Demokratie“ haben Sie diese Frage ausreichend mit einem großen NEIN beantwortet.

Sie geben diesen sakrosankten Ort der europäischen Geschichte einer unerhörten Banalität preis und machen ihn zur freien Verfügungsmasse für architektonische Experimente, das einer erneuten Zerstörung gleichkommt.

Im Rahmen der bestehenden Verträge und Planungen hätte ein möglicher Kompromiss so aussehen können, dass das Rechenzentrum vollständig zurückgebaut wird und das Grundstück hinter dem Turm zunächst unbebaut bleibt, allein schon aus Fragen der Finanzierbarkeit, jedoch mit einer originalgetreuen Rekonstruktion des Kirchenschiffs als Maxime für eine zukünftige Überbauung.

Die Stadt könnte ihren Bebauungsplan weiter umsetzen (3. BA Plantage/ Stadtkanal), das Grundstück des Kirchenschiffes wäre beräumt und die Stiftung könnte langfristig die Planung ins Auge fassen und die Kreativen aus dem Rechenzentrum sind mit ihrem neuen Kreativquartier im Langen Stall ohnehin bestens versorgt.

Dass Sie diese Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen haben, bzw. nicht dazu bereit waren auf Ihre/ auf UNSERE Rechte bezüglich des Rechenzentrums und des Grundstücks zu bestehen lässt für mich nur den Schluss zu, dass Sie das Projekt Garnisonkirche vorsätzlich sabotieren wollen.

Mit ihrer Zustimmung zu diesem Kompromiss begehen Sie Verrat und Betrug an allen Spendern und Engagierten Bürgern, die seit Jahrzehnten für das Verbriefte Ziel (laut Satzung) von Stiftung und Fördergesellschaft kämpfen. Nämlich die Wiedererrichtung der Garnisonkirche als Baudenkmal.  

Sollten Sie an diesem Ansinnen festhalten und somit nachhaltig die Satzungen beider Institutionen verletzen, so werden meine Familie und ich geschlossen aus der Fördergesellschaft austreten und über den Rechtsweg unsere finanziellen Aufwendungen, wegen der Vortäuschung falscher Tatsachen, zurückfordern.

Unabhängig davon fordern wir das Kuratorium der Stiftung, sowie den Vorstand der Fördergesellschaft zum Rücktritt auf.

Sie haben das Vertrauen Ihrer Mitglieder und Gönner missbraucht. Dies ist unentschuldbar.

Philipp Preuß                                    Martin Preuß                              Dr. Heike Preuß