Geschmackspolizei oder Bürgerbeteiligung? Die Hotelneubauten am Potsdamer Hbf!

Der Potsdamer Baubeigeordneter Bernd Rubelt hat sich zur Kritik an den Hotelneubauten in der Speicherstadt und über der Wagenhalle am Potsdamer Hauptbahnhof in einem MAZ Interview vom 28.2.2018 geäußert.

Da erklärte er auf eine Frage zum Hotelprojekt:

Es handelt sich hier um einen privaten Bauherrn inwieweit kann man da eine Entscheidung durch Bürgerwilllen überhaupt noch beeinflussen?

Da B-Plan und städtebaulicher Vertrag beschlossen sind, kann jetzt nur noch auf dieser Grundlage im Dialog Einfluss genommen werden. Dabei ist es wichtig. Vertrauen zu schaffen – auch bei Bauherren

Wenn der Speicherstadt-Investor von Mitteschon ” Aussagen hört wie: „Das ist ein Klotz, das will ich nicht!“, dann sage ich:
So etwas braucht kein Bauherr, es geht um Baukultur und nicht um Geschmackspolizei!“

Nach dem überaus positiven und transparenten Vergabeverfahren um den Block III am Alten Markt, das unter aktiver Bürgerbeteiligung erstmals einen großen Schritt zur Diskussion über Potsdamer Baukultur nach vorne gebracht hat, ist bei dem intransparenten Verfahren über die Hotels am Hauptbahnhof Bürgerbeteiligung auf einmal Geschmackspolizei?

Abgesehen das Mitteschön nur von „Große einförmige Blöcke mit gesichtslosen, langweiligen Fassaden. Nichts von einer Potsdamspezifischen Vielfalt in der Gestaltung, nichts von geometrischen Formen, nichts von Plastizität der Fassaden“ geschrieben hat, weshalb dürfen Bürger auch als architektonische Laien nicht ihre Kritik in einfacher, für jedermann verständlicher Sprache äußern.

Weshalb dürfen sie nicht „Klotz“ zu einem „Klotz“ sagen?

Weshalb nicht „Kiste“, wie das blu, zu einer „Kiste“ sagen.

Weshalb nicht „Würfelhusten“, zu einer Ansammlung von belanglosen x–beliebigen Würfelbauten?

Büro 13 Bornstedter Feld Potsdam

Bürgerbeteiligung bei der Stadtentwicklung soll dazu beitragen, dass sich die Bürger mit der Architektur, dem Stadtbild und der lokalen Baukultur auseinandersetzten, sich konstruktiv einbringen, um zur Indentitätsstiftung beizutragen.

Bei der Kritik um die Hotels ging es nicht darum, dass dort keine Hotels entstehen, die wirtschaftlich betrieben werden sollen, sondern um die Belanglosigkeit, Massigkeit und Eintönigkeit der Fassaden, die man leider allzu häufig überall vorfindet. Das hat nicht mit der inneren Nutzung und Wirtschaftlichkeit von Hotelbauten zu tun, die davon unberührt blieben.

Dazu wurde nicht nur Kritik geäußert, sondern auch Lösungsvorschläge für mehr Kleinteiligkeit der Fassaden vorgebracht, wie bei Hotel in der Speicherstadt:

Dreiteiligkeit des Gebäudes mit einer Seite Hotel, Mittelrisalit als Eingangsbereich und einer Seite als Boardinghaus  -wie vom Bauherren geplant-  um den riesigen Baukörper zu gliedern.

Beispiele von Groß Fassaden, die sich trotzdem durch Vielfalt, Kleinteiligkeit und Plastizität dem Potsdamer Stadtbild anpassen gibt es genug.

 

Gleiches gilt für das Hotel über der Wagenhalle.

Stattdessen trickst der Investor die Stadt aus, indem er erst ein 18,50 m hohes Gebäude anstelle 15,50 m fordert, um dann als Kompromiss auf die technischen Aufbauten zu verzichten. Der Investor sagte, dass die denkmalgeschütze Ex-Wagenhalle nur erhalten werden könne, sofern das Hotel groß und somit rentabel sei.

Das muss man sich mal vorstellen: Ein x-beliebiger privater Bauherr hätte ein denkmalgeschützes Haus, wolle sein Dachgeschoss zweigeschossig ausbauen, weil er damit mehr Mieteinahmen und mehr Rendite erzielen könnte.  Aber Groß Investoren dürfen das!

Potsdam ist als ständig wachsende Landeshauptstadt nicht Kleinkleckersdorf! Da kann man als Stadt und Baudezernent schon einiges mehr verlangen und brauch vor Investoren, die sich in das lukrative Potsdam drängeln, nicht zu kuschen!

Manche bezeichnen das Viertel um den Hauptbahnhof mit blu, Bahnhofscenter, ILB und neuen Hotels als Elefantenfriedehof, wo sowieso nichts mehr zu retten sei!

Wir sind da der Meinung, einen Fehler muss man nicht ein drittes und viertes Mal machen.

Die Bürger sollen und werden sich weiter in ihre Stadt Potsdam einbringen.

Und das ist gut so!