Mitteschön zum neuen Bad blu

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Gibt es denn in dieser Stadt keine Chance, einen angemessenen Architektur-Entwurf zu entwickeln, der mal nicht aus einer weißen kahlen Kiste besteht? Einen, der Potsdamer Architektursprache bedient? Einen Neubau, der sich behutsam in das städtebauliche Ensemble einfügt?

Überall stehen weiße Klötzer im Stil vorstädtischer Industriegebiete herum. Wenn man keine zusätzlichen Informationen zu dem neuen Bad am Brauhausberg bekommen würde, würde man rätseln, was das ist: Lagerhalle? Kaufhalle? Megacenter?

Zitat Karl-Heinz Birkholz, Architekt der alten Schwimmhalle am Brauhausberg:
„Das ist ein reiner Zweckbau, ohne Respekt vor Potsdam“, sagt er: „So etwas gehört an die Autobahn.“

Zitat Müller-Zinsius, Stadtwerke Potsdam:
Fassade des #blu hat optische Mängel, aber keine Klage gegen Baufirma. Wir werden uns an den Anblick gewöhnen müssen. Der Bau als solcher spricht nicht zu uns, er ist einzig allein der Funktion untergeordnet.

Eine neue Schwimmhalle am Potsdamer Brauhausberg sollte bei aller Funktionalität ihre einmalige und typische Form doch wohl aus der naheliegenden Assoziation mit dem Element Wasser oder zumindest durch die Hanglage mit der umgebenden Natur erhalten.

Der Niemeyer-Entwurf ließ eine diesbezügliche Ahnung zu und erhielt nicht umsonst spontan so viel erste Zustimmung.

Selbst die DDR-Schwimmhalle bot mit ihrem geschwungenen Dach und den ehemaligen Kaskaden am Hang einen emotional ansprechenden Zugang im Gesamteindruck.
Wozu nun die Härte und Kälte eines solchen Blocks? Eine einladende Gliederung und warme Farbigkeit wäre doch wohl der mindeste Anspruch bei einem Entwurf für ein öffentliches Gebäude in einem so wichtigen städtischen Naturraum, welches allen Generationen zur Erholung dienen und den Gästen der Stadt bei ihrer Ankunft am Bahnhofsblock einen angenehmen ersten Eindruck von unserer Landeshauptstadt vermitteln soll.

Entwürfe wie die von Bernd Albers gab es auch! Warum wird so etwas nicht favorisiert? Übrigens, die Architekten sind nicht immer schuld an solch einer seelenlosen Bauweise, sie tun das, was der Bauherr anweist. Wenn die Stadt der öffentliche Bauherr ist, liegt hier die primäre Verantwortung. Und selbst private Bauherren sollten in einem öffentlichen Stadtraum gewissen Regeln folgen und sich entsprechen unterordnen, vor allem in einer Stadt, die einst als „Gesamtkunstwerk“ konzipiert wurde.

Man kann nicht in einem Atemzug die „schöne Stadt Potsdam“ in den höchsten Tönen preisen und gleichzeitig im aktuellen Bauen das Gegenteil praktizieren.
Eine gute Funktionalität im Inneren und eine solide Finanzierbarkeit stehen außer Frage, aber die öden Ergebnisse wie das Bahnhofcenter, die grauen kasernenhaften Blöcke in der Breiten Straße oder das neue Rehabilitationszentrum in der Gutenbergstraße in seiner kalten Pracht (mit der emotionalen Ausstrahlung einer Pathologie),sprechen in ihrer trübseligen Wirkung ihre eigene emotionale Sprache . Dieser allgemeine Zustand ist wenig begründbar mit Kosten, sondern mit dem Mangel am Wollen und an Ideen.

Zum guten Lebensgefühl der Menschen einer jeden Generation zählen eben auch ein gewisses Maß an zeitloser Schönheit und Proportionen nach menschlichem Maß,
Wir haben noch keinen gehört, dem diese Architektur gefällt! Ihnen?
Siehe auch Langweile statt Moderne von Carsten Sauerbrei