Steuben-Nachfahre: „Für die Familie ist dieser würdelose Denkmalstreit eine Demütigung“

Offener Brief von Henning-Hubertus von Steuben :        „Friedrich Wilhelm von Steuben – Eine Stadt vergisst ihren Stolz“ 

Henning-Hubertus von Steuben, Vorsitzender des Familienverbandes von Steuben,anläßlich der Gedenkveranstaltung zum 295. Geburtstag des Generals Friedrich Wilhelm von Steuben in Potsdam Foto: Klaus-Peter Mehls

Am 17. September jährt sich der Geburtstag eines Mannes, der Weltgeschichte geschrieben hat: Friedrich Wilhelm von Steuben. Ein preußischer Offizier, der in der amerikanischen Revolution zum Hoffnungsträger wurde. Der mit Disziplin und Reformgeist eine schlagkräftige Armee formte, die Freiheit erkämpfte und damit zur Gründung der ältesten Demokratie der Welt beitrug. Sein Name steht für Mut, Aufbruch und internationale Verbundenheit. In den USA, aber auch in Deutschland wird er bis heute gefeiert. Mit Denkmälern, Paraden, Gedenkveranstaltungen,

Nur nicht in Potsdam. Hier, in der Stadt, die ihn prägte und in der seine Karriere begann, steht sein Denkmal versteckt hinter Müllcontainern. Ein Denkmal, das einst als Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft errichtet wurde – heute degradiert zum Randobjekt. Der 2016 von der Stadt geplante Umzug auf den zentralen Steubenplatz? Bis heute nicht umgesetzt.

Ein „preußischer Militarist“ und „Söldneroffizier“ gehört nicht vor ein demokratisches Parlament, befinden Experten eines „Gremiums für Erinnerungskultur“.  Die links-alternative Partei „DIE aNDERE“ will sogar den ganzen Platz umbenennen – und damit das Denkmal gleich mit entsorgen.

Schließlich kommt der General dann doch noch zu Ehren: Der schwul-lesbische Katte -Verein fordert die Rückversetzung seines Denkmals auf den angestammten  Platz – nicht allein wegen seiner historischen Verdienste, sondern auch aufgrund seiner vermuteten sexuellen Orientierung. Das politische Gezerre um den Standort des Steuben-Denkmals zeige Ignoranz gegenüber der eigenen Stadtgeschichte und der Geschichte der europäischen Aufklärung.

Kein Wort dagegen über Steubens militärisches Leitbild. Seinen liberalen Führungsstil. Seine Ablehnung des preußischen Kadavergehorsams und die Schaffung des mündigen Soldaten, die seinen Ruf als demokratischen Militärreformer begründet hat.  Keine Anerkennung seines sozialen Engagements für die Versorgung  von Kriegerwitwen und -waisen. Oder die Schenkungen seiner Ländereien an zugewanderte Siedler. Was nicht ins ideologische Bild passt, wird passend gemacht.

Und wie reagiert die Stadt? Briefe deutscher und amerikanischer Persönlichkeiten an die Stadtspitze bleiben  unbeantwortet. Politiker ducken sich weg. Internationale Beobachter zeigen sich irritiert über den Umgang mit einer Figur, die für die deutsch-amerikanische Freundschaft steht.

Dabei sind es nicht die Bürger dieser Stadt, die sich gegen die Versetzung stellen. Im Gegenteil: Die Mehrheit wundert sich, warum das Denkmal nicht längst dort steht, wo es hingehört. Für sie ist klar – Steuben gehört auf den Steubenplatz! 

Es sind vielmehr bestimmte politische Kreise, die den Umzug des Denkmals verhindern. In der linksgrün dominierten Stadtverordnetenversammlung wird jede pro-amerikanische Symbolik als „ideologische Kriegserklärung“ aufgefasst. Die Umsetzung des Steuben-Denkmals, das die deutsch-amerikanische Freundschaft sichtbar verkörpert, an einen prominenten Standort ist deshalb politisch nicht gewollt.

Eine lokalpolitische Blockadehaltung mit globaler Signalwirkung. Die nichts von der Weltoffenheit hat, die Manfred Stolpe in Potsdam mit der Errichtung dieses Denkmals demonstrieren wollte. Im Gegenteil! Sie zeugt von Geschichtsrevisionismus, traditioneller Ignoranz, ideologischer Verblendung und politischer Provinzialität.

Für uns, die Familie von Steuben, ist dieser würdelose Denkmalstreit eine Zumutung – mehr noch eine Demütigung. Ein Vorfahr, weltweit geachtet als  Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie, wird in Potsdam wie ein aus der Zeit gefallener preußischer Militarist behandelt, sein Denkmal  verborgen, vernachlässigt, entehrt.

Persönlichkeiten unserer Familien haben über Generationen hinweg in Potsdam gelebt, gewirkt, gedient. Unser Name steht in dieser Stadt für Geschichte,  Verantwortung, Internationalität. Zeitlose Werte, die respektiert und nicht ignoriert werden sollten.

Denn Potsdam ist weit mehr als nur Parteipolitik.

Es ist eine Stadt mit Geist, mit Würde, mit Geschichte. 

Aber sie muss den Mut haben, sich zu dieser Geschichte zu bekennen.

Denn wer seine Vergangenheit verdrängt, verliert seine Zukunft.

Zu diesem Sachverhalt ein lesenswerter Artikel von Ildiko Röd in der MAZ
Link: MAZ vom 18.09.2025 von Ildiko Röd