Die Rückkehr der Musen

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Die neuen Attikaskulpturen auf dem Potsdamer Stadtschloss verfasst von Robert Leichsenring am 22.01.2021 auf Story of Potsdam
Potsdamer Stadtschloss 1948
Urania und Terpsichore

Seit wenigen Tagen sind am Potsdamer Stadtschloss die Gerüste, die in den letzten Wochen den Blick auf den südwestlichen Kopfbau am Lustgarten versperrten. Sie waren nötig, um die bisher umfangreichste Rückkehr-Aktion von Skulpturen auf die Attika des Bauwerkes zu ermöglichen. Gleich sechs Figuren fanden seit November 2020 ihren Weg zurück auf das Dach des Landtagsschlosses.

Corps de Logis
Link zum Artikel aus Story of Potsdam
Polyhymnia und Erato



https://cms.panomaker.de/de/vt/potsdam1850/d/123919/siv/1

Nachruf auf Clemens Appel

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Clemen Appel Foto Monika Schulz-Fieguth

Am 11. Januar 2021  verstarb nach langer, schwerer Krankheit unser Freund
und Mitstreiter der Bürgerinitiative „Mitteschön“ Clemens Appel im Alter von 68 Jahren.

Mit ihm  verlieren wir einen wichtigen Unterstützer für den historischen Wiederaufbau Potsdams,
einer Stadt, die Clemens Appel sehr am Herzen lag.

Wir trauern um ihn und sind in Gedanken bei seiner Frau.

Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Bürgerinitiative Mitteschön

Suum cuique = Jedem das Seine?

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Andreas Kitschke Recherche zu Hitlers „Jedem das Seine“ in einem Atemzug mit dem preußischen Wahlspruch „Suum cuique“

Suum cuique Schloss Charlottenburg

Andreas Kitschle:
Es stört mich zunehmend, dass immer wieder weitgehend von Halbwissen geprägte oder ganz frei von Fakten formulierte Beiträge in „unsere“ Zeitungen gelangen. Dazu gehören solche, die Hitlers „Jedem das Seine“ in einem Atemzug mit dem preußischen Wahlspruch „Suum cuique“ nennen. Es ist an der Zeit, die an KZ-Tore angebrachte Perversion vom usprünglichen Sinn des Spruchs deutlich zu unterscheiden und nicht Friedrich I. oder Diejenigen, die sich darauf berufen für diese perfide Sinnentstellung verantwortlich zu machen!

KZ Buchenwald Bild: Eric Schwab | AFP

Die nachfolgenden Zitate aus den Statuten des „Hohen Ordens zum Schwarzen Adler“ von 1701 (Kopie im Anhang) lassen nämlich sehr genau erkennen, welche Geisteshaltung wirklich hinter dieser Devise steckt, und sie erläutern nebenher auch die Symbolik der Wetterfahne der Garnisonkirche!

Wetterfahne der Garnisonkirche

In den Zitaten aus der beiliegenden Kopie der Statuten sind die Pflichten der Ordensleute festgeschrieben. Die betreffenden Passagen lauten (Hervorhebungen von mir):

Auf Seite 5 wird erläutert, wofür der Adler als Sinnbild steht: 

„Hierzu hat Uns der Orden vom Schwartzen oder dem Preußischen Adler […] sehr beqvem gedaucht: […] weilen Er ein König des Geflügels / und ein Sinnebild der Gerechtigkeit ist […].“

Auf Seite 6f. wird ausgeführt, was die Devise „Suum cuique“ bedeutet:

„Und als ein Bild der Gerechtigkeit zeiget er eben den Endzweck Unseres Reiches und Ordens an / und worauf beydes abzielet; nemlich Recht und Gerechtigkeit zu üben / und jedweden das Seine zu geben; Welches desto deutlicher auszudrucken / Wir dem Adler in der einen Klaue einen Lorbeer-Krantz / in der andern Donner-Keile / und über dem Haupt den Spruch: SUUM CUIQUE zur Uberschrifft verordnet:

Mit dem Krantze die Gerechtigkeit der Belohnungen / mit dem Donner-Keilen die Gerechtigkeit der Straffen / und mit dem SUUM CUIQUE die allgemeine Unpartheilichkeit anzudeuten / nach welcher nicht nuir einem und dem andern; sondern allen durchgehends und einem jedweden nach Verdiensten das Seine geleistet werden sollte.“

Und zum zur Sonne auffliegenden Adler, dem Motiv der Turmwetterfahne der Garnisonkirche, heißt es S. 7f.:

Wetterfahne Rekonstruktion

„Zu geschweigen / daß weilen der Adler / wie bekandt / allezeit in die Sonne zu sehen pfleget / und nach nichts geringem noch niedrigen trachtet / Er mit diesen Eigenschaften Uns auch im Geistlichem zum Sinnbilde dienen und anzeigen kan: Wie Wir und Unsere Ritter Unsere Zuversicht und Vertrauen eintzig und allein zu GOtt dem Allerhöchsten erheben / und durch das SUUM CUIQUE nicht allein den Menschen was den Menschen gehöret; sondern auch selbst dem Allerhöchsten das Sein / und GOtt was GOttes ist zu geben / Uns miteinander verbunden; nemlich zu einer Pflicht die Wir Unseren Rittern vor allen andern Pflichten auferlegt und angepriesen haben wollen.“

Leider sind diese Ziele, wie wir wissen, zwar in der Praxis nicht immer angewandt worden, aber waren sie deshalb falsch?

Andreas Kallesse, Potsdamer Stadtkonservator a.D., empört sich!

Die Reparatur der Potsdamer Mitte: ein langwieriges und schwieriges Kapitel der Stadtentwicklung.

Andreas Kalessse Foto Andreas Klaer PNN

„Lebendiges Stadtquartier- `kein preußisches Museum` “ so überschrieb die PNN am 21.12.2020 (online) einen Beitrag von Klaus Peters, der am 22.12.2020 im Neuen Deutschland (ND) nur leicht gekürzt (um 3 Sätze) unter der Überschrift erschien: „In der preußischen Puppenstube. Potsdams Stadtmitte wird zunehmend mit barocken Fassaden versehen. Der Landeskonservator sieht darin eine Krise der Architektur“. Der Beitrag wurde von dpa zur Verfügung gestellt.

Alter Markt Potsdam Eröffnung Museum Barberini

Der Berliner Tagesspiegel steht seit seiner Gründung 1945 unter dem Motto „den Dingen auf den Grund gehen“ und damit auch sein Nebenblatt, die Potsdamer neuesten Nachrichten (PNN). Ist die oben zitierte Überschrift in der PNN noch verhalten, so dreht das ND einseitig auf und zeigt damit schon die ablehnende Haltung zur Gestaltung der Potsdamer Mitte deutlich an. Das ist dann aber auch die einzige redaktionelle Bearbeitung des von dpa verbreiteten Artikels. Eine weitere inhaltliche Durchsicht erfolgte offensichtlich nicht.

Nun gefällt sich seit einiger Zeit eine kleine lautstarke toxische Minderheit in Potsdam, die langangelegte Stadtreparatur im Herzen der Stadt lautstark zu diskreditieren und in der neuen Art und Weise gar nicht mehr das Gespräch zu suchen, sondern alle, die nicht ihrer Meinung sind, zu beleidigen, auszugrenzen und zu versuchen, sie ins gesellschaftliche Abseits zu stellen.

Man selbst hat dabei natürlich immer recht [wir erinnern uns: Die Partei hat immer Recht..], so dass ein sachliches Auseinandersetzen mit der Gegenseite schon prinzipiell ausgeschlossen und somit auch nicht erforderlich ist. Diese Art und Weise, zu versuchen, seine Meinung aggressiv, diffamierend und rücksichtslos durchzusetzen, kann man inzwischen auf allen Ebenen des Gesellschaftlichen Lebens erleiden, so nun auch hier.

Seit vielen Jahren kennen wir das im Zusammenhang mit der Rekonstruktion der Garnisonkirche; nun ist eine ähnliche ideologische Verfemung in der Potsdamer Mitte angekommen: Die Potsdamer Mitte sei ein klarer Ausdruck „einer konservativen, zum Teil rechtsnationalen und identitätsstiftenden Stadtpolitik“. Ist vielleicht eher „identitär“ gemeint?

Wiederaufbau Garnisonkirche
Foto U. Zimmermann

Wir beklagen alle diese Verrohung der Sprache und eine derartige Bekämpfung anderer Meinungen und sind erschrocken, welchen Umfang das inzwischen angenommen hat. Man darf sich aber nicht mehr wundern, wenn selbst die bisher für seriös geltende PNN derartige Entgleisungen einfach unreflektiert wiedergibt und damit hoffähig macht. Das hat es früher beim Tagesspiegel nie gegeben; man erinnere sich an die brillanten Redakteure wie Günther Matthes und Günther Kühne u. a., die die Stadtentwicklung immer kritisch begleiteten aber sich niemals erlaubt hätten, sich so in ihren Beiträgen zu vergreifen.

Wenn sich dann auch noch ein in diesem Fall gar nicht zuständiger Landeskonservator, ein höherer Staatsbeamter, gewissermaßen als Kronzeuge dem obigen „Argumentationsgang“ beiseitestellt, wird es unappetitlich, wenn er behauptet: „Das [die Rekonstruktion in Potsdam] bildet schon jetzt nicht mehr das Meinungsspektrum in der Stadtgesellschaft ab.“ Woher will er das wissen?

Die demokratisch gefassten Beschlüsse zur Stadtreparatur, die seit
30 Jahren wiederholt einmütig bzw. mehrheitlich für die kritisierte Aufbaupolitik gefasst wurden, werden regelmäßig durch die Wahlergebnisse gestützt und stellen also ein eindeutiges Votum für diese Form der Wiederherstellung der Mitte dar. Dass da sich eine Minderheit selbst ausgrenzt, ist nicht das Problem der Mehrheit der Stadtgesellschaft. Was steckt da für ein Demokratieverständnis dahinter?

Er selbst muss sich vielmehr fragen lassen, warum er der Entwicklung des geplanten Digitalzentrums südlich des Potsdamer Hauptbahnhofes, welche eine extreme architektonische Übertönung der denkmalgeschützten Hallen des ehemaligen RAW entgegen der Rechtsprechung des OVG zur Folge haben wird, so einfach zulässt? Bürger befürchten nicht zu Unrecht eine negative Beeinträchtigung des dortigen Stadtviertels in wirtschaftlicher, städtebaulicher und sozialer Hinsicht.

Visualisierung: J. Mayer.H Architekten

Bevor man also als seriöse Zeitung von dpa ungeprüft einen derartigen, aus meiner Sicht unseriösen Beitrag übernimmt, sollte man sich des eigenen Motos erinnern und entsprechend verantwortungsvoll handeln. Es ist m. E. nicht die Aufgabe von verantwortungsbewussten Medien und Politikern jedweder „Berufsempörungskompetenz“ hinterherzujagen und ihnen den Hof zu machen.

Andreas Kalesse, Potsdamer Stadtkonservator a. D., Berlin, den 28.12.2020

Andreas Kalesse
Erinnerungsarchitekturen in Potsdam aus Denkmalschutz und Denkmalpflege in Potsdam 2017

Andreas Kalesse. Matthias Kartz, Peter Petersen
Denkmalpflege in einem Gesamtkunstwerk aus Bauwelt 1991