Die öffentliche Forderung nach Distanzierung, nur wegen privater Teilnahme an einer Lesung, hat viele Menschen in Potsdam empört. Wir setzen ein Zeichen – für Meinungsfreiheit, für persönliche Verantwortung und für unseren Baubeigeordneten Bernd Rubelt.
Bernd Rubelt (parteilos) bekommt Unterstützung aus der Stadtgesellschaft. Quelle MAZ Julius Frick
Die Angriffe auf unseren Baubeigeordneten Bernd Rubelt wegen seiner privaten Teilnahme an der Tellkamp-Lesung in der Kulturscheune Marquardt sind ein Tiefpunkt der politischen Kultur in Potsdam.
Die pauschale Verurteilung einer literarischen Veranstaltung mit einem Buchpreisträger als „neurechts“ und die moralische Erpressung unseres Baubeigeordneten sind Ausdruck eines Gesinnungsklimas, das Meinungsfreiheit nur noch unter Vorbehalt zulässt.
Rubelt hat nicht eingeladen, nicht gesprochen, nicht moderiert. Er hat seiner Frau beim Aufbau geholfen – mehr nicht. Dass ihm daraus eine Nähe zu rechtsextremen Positionen unterstellt wird, ist nicht nur absurd, sondern erinnert an die Praxis kollektiver Verdächtigung – ein Muster, das wir aus der DDR kennen, wo Familienangehörige für die Haltung Einzelner haftbar gemacht wurden.
Teile von SPD, Grünen, LINKE und Die aNDERE fordern nun eine öffentliche Distanzierung von angeblich „rechtsextremen Bestrebungen“: Keiner aus diesen 4 Parteien ist auf der Veranstaltung gewesen. Das ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, auf die Unabhängigkeit privater Lebensbereiche – und auf das Prinzip, dass Verantwortung individuell bleibt.
Am 10. 10. 2007 wurde das „Neue Potsdamer Toleranzedikt“ veröffentlicht. Darin heißt es: »Toleranz bedeutet für die Potsdamer: Respekt und Akzeptanz des Anderen; aufeinander zugehen und miteinander ins Gespräch kommen; zuhören können; Unterschiede als Bereicherung erfahren; Konflikte zivil austragen; an die Stelle der Ausgrenzung die Integration setzen; Toleranz und Solidarität verbinden; Mobbing, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und politischen Extremismus nicht zu dulden.« ( Heinz Kleger [Hg.]: Potsdamer Toleranzedikt. Für eine offene und tolerante Stadt der Bürgerschaft, Potsdam 2008, S. 6).
Wir, die Unterzeichnenden, stehen geschlossen hinter unserem Baubeigeordneten Bernd Rubelt: Barbara Kuster, Ulrich Zimmermann, Dr. Hans-Rheinheimer, Dr. Wieland Niekisch, Otto Schulz, Monika Ludwig, Werner Pahnhenrich, Bärbel Schälicke, Rudolph von Kettler, Volker Schobess, Friedrike Sehmsdorf, Sven Peters, Claudia Griessel-von Blücher, Jan Jacobi, Dr. Roger Töpelmann, Prof. Dr. Peter Stephan, Hans Berg, Arno Gorgels, Andreas Kitschke, Prof. Dr. Günther Rüdiger, Dr. Lutz Schirmer; Dr. Christian Dettmering, Carsten Zedler, Elisabeth Karth, Martin Reichert / David Chipperfield Architects, Dieter Eckert, Sigrid Grabner, Klaus-Peter Mehls, Bettina von Fink, Monika Schulz-Fieguth, Matthias Jacob, Manfred Hildebrand, Horst Prietz, Thomas Albrecht, Volker Frhr. von Wangenheim, Prof. Ludger Brands, Julia Theek; Dr. Saskia Ludwig, Dr. Hansjürgen Bals, Mara Pinardi, Erik von Grawert-May, Evelyn Wittkowski,……………….
Garnisonkirchenstiftung gibt keine Zustimmung zur Änderung des Bebauungsplanes zum Erhalt des Gebäudes des Rechenzentrums.
Foto: Ottmer Wilmer PNN
In der letzten Sitzung des Kuratoriums der Garnisonkirchenstiftung hat aufgrund der „Komplexität des ins Auge gefassten Verfahrens“, „die etwaigen umfangreichen Auswirkungen von Änderungen des Bebauungsplanes und der Sanierungsziele“ sowie die „Vielzahl an offenen Fragen“ eine Zustimmung zur Änderung des Bebauungsplanes Nr. 1 nicht erteilt. Siehe auch PNN vom 7.10.2025 https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/hangepartie-fur-potsdams-vom-aus-bedrohtes-rechenzentrum-stiftung-garnisonkirche-sieht-viele-offene-fragen-14501441.html Die Kuratoriumssitzung am 7. Oktober war die letzte Sitzung vor Auslaufen der Mietverträge zum 31.01.2026 für die verbliebenen Nutzer im Rechenzentrum.
Weshalb die Stiftung so entschieden hat und weshalb das Nutzungskonzept zum Weiterbetrieb des Rechenzentrums ab 2026 aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist, beschreibt Andreas Kitschke im Detail in seinem Beitrag zur Potsdamer Spitze 2025/01.
Die Entscheidung über Abriss, Duldung oder Nutzungsuntersagung liegt allein bei der Stadt Potsdam, vertreten durch die Bauaufsichtsbehörde und die Eigentümerin Pro Potsdam.
Die Stiftung hat keine rechtliche oder verwaltungsrechtliche Befugnis, über die Nutzung des Rechenzentrums zu entscheiden.
Ansprache anlässlich des 295. Geburtstages von Friedrich Wilhelm von Steuben am 17. September 2025 auf dem Steubenplatz
Foto: Mitteschön
Sehr geehrter Herr Henning Hubertus von Steuben, sehr geehrte Frau Thibault, Frau Dr. Ludwig, sehr geehrter Herr Botschafter a.D. Bindenagel, Herr Dr. Niekisch, liebe Schülerinnen und Schüler der Steuben-Gesamtschule, sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst vielen Dank für die Einladung zur heutigen Gedenkveranstaltung aus Anlass des 295. Geburtstages von Friedrich Wilhelm von Steuben.
Wenn wir heute das Leben und Wirken einer der bedeutsamsten Persönlichkeiten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges würdigen, geschieht dies an einem Ort, der noch seiner Gestaltung bedarf, der bedauerlicherweise noch nicht vollendet ist. Denn Potsdam besitzt den Steuben-Platz (auf dem wir uns gerade befinden), benannt durch Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten – und das Steuben-Denkmal.
Gerade heute ist der Tag, an dem einmal mehr deutlich gesagt werden muss: Jetzt muss das Denkmal endlich den immer schon angedachten Ort erhalten und hierher auf den Steuben-Platz versetzt werden.
Die gegenwärtig geführte Diskussion um die Gestaltung des Steuben-Platzes, die dies infrage stellen will, ist teilweise befremdlich. Es ist zu bedauern, dass es nicht längst eine Entscheidung zur Gestaltung des Platzes sowie zur Versetzung des Denkmals dorthin gibt.
Der derzeitige Standort des Steuben-Denkmals an der Rückseite des Marstalls (!) – des heutigen Filmmuseums – ist allein der baulichen Situation des Alten Marktes von 2005 geschuldet. Mit dem Grundsatzbeschluss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zur behutsamen Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte war klar, dass eine Gestaltung des Platzes sowie die Aufstellung des Steuben-Denkmals an seinem historischen Ort wegen der umfänglichen baulichen Maßnahmen zum damaligen Zeitpunkt nicht sinnvoll gewesen wäre.
Nur vor diesem Hintergrund hat die Landeshauptstadt Potsdam entschieden, das Denkmal vorübergehend an der Rückseite des Marstalls aufzustellen. Alle damaligen Entscheidungen sind im Wissen um das Provisorium des Standortes getroffen worden.
Es gab keinerlei Zweifel daran, dass nach der Neugestaltung des Alten Marktes und seiner Bebauung, insbesondere nach Fertigstellung des Landtages, der wiederhergestellte Steuben-Platz der dauerhafte Standort des Denkmals sein würde. Involviert waren hierbei auch die U.S.-Botschaft sowie das U.S.-Verteidigungsministerium. Sie werden sich daran erinnern, Herr Bindenagel!
Es wäre ein politischer Affront gewesen, hätten Land und Stadt – also der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe und ich als Oberbürgermeister – seinerzeit erklärt, dass der provisorische Standort hinter dem Filmmuseum dauerhaft sein soll. Daran hat sich nichts verändert. Es wäre auch heute ein politischer Affront, das Denkmal nicht an seinen historischen Ort zu versetzen.
Den damaligen politischen Akteuren war die politische Bedeutsamkeit der Entscheidungen klar. Sie scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Umso wichtiger erscheint es mir, heute daran zu erinnern.
Die Wiederherstellung des Steuben-Platzes inklusive Denkmal, war immer Bestandteil der Leitidee zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. So ist auch der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 2.03.2016 (mit dem entsprechenden Votum des Kulturausschusses) zur Wiederbenennung des Standortes in „Steuben-Platz“ im Sinne dieser Leitidee nur folgerichtig. Die Benennung ist nicht aus Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit so beschlossen worden. Es sollten vielmehr bewusst die stadtbildprägenden Straßenbeziehungen in der Potsdamer Mitte und um den Landtag wiederentstehen und wiedererlebbar gemacht werden. Die Wiederherstellung des Platzes mit dem Denkmal war vor dem Hintergrund des Wissens um das Provisorium des aktuellen Standortes bei allen politischen Akteuren immer mitgedacht.
Nicht nur das negiert die jetzige Debatte um Bedeutung und Wirkung des Denkmals, die geführt wird, kurz bevor mit den konkreten Arbeiten zur Gestaltung des Platzes und der Versetzung des Denkmals begonnen werden kann.
Die nun vorgetragenen Argumente gegen die Aufstellung des Denkmals richten sich gegen jedwede ehrende Erinnerung an Steuben. Dazu hat es bereits entsprechende Debatten und Beschlüsse der Stadt gegeben. Sie sind bis heute nicht in Zweifel zu ziehen.
Es war Steuben, der den US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gewinnen half. Der entscheidend dazu beigetragen hat, dass der Traum der amerikanischen Unabhängigkeit verwirklicht werden konnte. Der deutsche Mitbegründer einer zutiefst demokratischen Bewegung. Der ein multikulturelles Heer verschiedenster Nationalitäten erfolgreich organisierte und befehligte.
Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ein Platz, der nach Steuben benannt ist, gestaltet wird, und das dazu gehörige Denkmal – gestiftet, um auf den nach ihm benannten Platz zu stehen – nicht einmal 50 Meter entfernt möglichst unauffällig sein Dasein fristet.
Es ist die Stunde für eine politische Entscheidung in Potsdam. Diese kann nur lauten: Steuben gehört auf den Steuben-Platz!
Steuben verkörpert, was die demokratischen Grundwerte der USA ausmachen. Daran gerade heute zu erinnern, scheint mir die angemessene Form der Würdigung des Wirkens von Friedrich Wilhelm von Steuben aus Anlass seines 295. Geburtstages zu sein.
Jann Jakobs
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam von 2002 bis 2018
Offener Brief von Henning-Hubertus von Steuben : „Friedrich Wilhelm von Steuben – Eine Stadt vergisst ihren Stolz“
Henning-Hubertus von Steuben, Vorsitzender des Familienverbandes von Steuben,anläßlich der Gedenkveranstaltung zum 295. Geburtstag des Generals Friedrich Wilhelm von Steuben in Potsdam Foto: Klaus-Peter Mehls
Am 17. September jährt sich der Geburtstag eines Mannes, der Weltgeschichte geschrieben hat: Friedrich Wilhelm von Steuben. Ein preußischer Offizier, der in der amerikanischen Revolution zum Hoffnungsträger wurde. Der mit Disziplin und Reformgeist eine schlagkräftige Armee formte, die Freiheit erkämpfte und damit zur Gründung der ältesten Demokratie der Welt beitrug. Sein Name steht für Mut, Aufbruch und internationale Verbundenheit. In den USA, aber auch in Deutschland wird er bis heute gefeiert. Mit Denkmälern, Paraden, Gedenkveranstaltungen,
Nur nicht in Potsdam. Hier, in der Stadt, die ihn prägte und in der seine Karriere begann, steht sein Denkmal versteckt hinter Müllcontainern. Ein Denkmal, das einst als Zeichen deutsch-amerikanischer Freundschaft errichtet wurde – heute degradiert zum Randobjekt. Der 2016 von der Stadt geplante Umzug auf den zentralen Steubenplatz? Bis heute nicht umgesetzt.
Ein „preußischer Militarist“ und „Söldneroffizier“ gehört nicht vor ein demokratisches Parlament, befinden Experten eines „Gremiums für Erinnerungskultur“. Die links-alternative Partei „DIE aNDERE“ will sogar den ganzen Platz umbenennen – und damit das Denkmal gleich mit entsorgen.
Schließlich kommt der General dann doch noch zu Ehren: Der schwul-lesbische Katte -Verein fordert die Rückversetzung seines Denkmals auf den angestammten Platz – nicht allein wegen seiner historischen Verdienste, sondern auch aufgrund seiner vermuteten sexuellen Orientierung. Das politische Gezerre um den Standort des Steuben-Denkmals zeige Ignoranz gegenüber der eigenen Stadtgeschichte und der Geschichte der europäischen Aufklärung.
Kein Wort dagegen über Steubens militärisches Leitbild. Seinen liberalen Führungsstil. Seine Ablehnung des preußischen Kadavergehorsams und die Schaffung des mündigen Soldaten, die seinen Ruf als demokratischen Militärreformer begründet hat. Keine Anerkennung seines sozialen Engagements für die Versorgung von Kriegerwitwen und -waisen. Oder die Schenkungen seiner Ländereien an zugewanderte Siedler. Was nicht ins ideologische Bild passt, wird passend gemacht.
Und wie reagiert die Stadt? Briefe deutscher und amerikanischer Persönlichkeiten an die Stadtspitze bleiben unbeantwortet. Politiker ducken sich weg. Internationale Beobachter zeigen sich irritiert über den Umgang mit einer Figur, die für die deutsch-amerikanische Freundschaft steht.
Dabei sind es nicht die Bürger dieser Stadt, die sich gegen die Versetzung stellen. Im Gegenteil: Die Mehrheit wundert sich, warum das Denkmal nicht längst dort steht, wo es hingehört. Für sie ist klar – Steuben gehört auf den Steubenplatz!
Es sind vielmehr bestimmte politische Kreise, die den Umzug des Denkmals verhindern. In der linksgrün dominierten Stadtverordnetenversammlung wird jede pro-amerikanische Symbolik als „ideologische Kriegserklärung“ aufgefasst. Die Umsetzung des Steuben-Denkmals, das die deutsch-amerikanische Freundschaft sichtbar verkörpert, an einen prominenten Standort ist deshalb politisch nicht gewollt.
Eine lokalpolitische Blockadehaltung mit globaler Signalwirkung. Die nichts von der Weltoffenheit hat, die Manfred Stolpe in Potsdam mit der Errichtung dieses Denkmals demonstrieren wollte. Im Gegenteil! Sie zeugt von Geschichtsrevisionismus, traditioneller Ignoranz, ideologischer Verblendung und politischer Provinzialität.
Für uns, die Familie von Steuben, ist dieser würdelose Denkmalstreit eine Zumutung – mehr noch eine Demütigung. Ein Vorfahr, weltweit geachtet als Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie, wird in Potsdam wie ein aus der Zeit gefallener preußischer Militarist behandelt, sein Denkmal verborgen, vernachlässigt, entehrt.
Persönlichkeiten unserer Familien haben über Generationen hinweg in Potsdam gelebt, gewirkt, gedient. Unser Name steht in dieser Stadt für Geschichte, Verantwortung, Internationalität. Zeitlose Werte, die respektiert und nicht ignoriert werden sollten.
Denn Potsdam ist weit mehr als nur Parteipolitik.
Es ist eine Stadt mit Geist, mit Würde, mit Geschichte.
Aber sie muss den Mut haben, sich zu dieser Geschichte zu bekennen.
Denn wer seine Vergangenheit verdrängt, verliert seine Zukunft.