Vision für die Garnisonkirche

Mitteschön hat den Vorschlag des Oberbürgermeisters, im Kirchenschiff ein internationales Jugendzentrum zu errichten, zur Kenntnis genommen und versteht seinen Vorstoß als Anregung, die Diskussion zur Nutzung und Form zu eröffnen.

Mitteschön steht für den Wiederaufbau des Kirchenschiffs in seiner historischen Gestalt.

Turm und Kirchenschiff bildeten eine architektonische und harmonische Einheit, die es wiederherzustellen gilt. Der Turm als „Campanile“ steht verloren im Stadtbild. Es fehlt ihm ein architektonisches Gegengewicht.


Die Garnisonkirche denken wir als bedeutenden Teil der in Entstehung befindlichen Potsdamer Kunst- und Kulturmeile.

Die Kirche stände als Zeichen der wechselhaften Geschichte dieser Stadt und darüber hinaus auch für die deutsche Geschichte.

Nur mit dem vollständigen historischen Bauwerk kann unsere Geschichte ganz erzählt werden, eine Geschichte, die nicht nur das 20. Jahrhundert umfasst.

Vorschläge zur Nutzung:
– Gotteshaus
– Kulturkirche
– Bildungsstätte
– Jugendbegegnung

1.) Das Kirchenschiff mit seinen einst ca. 2.800 Plätzen wäre für rein kirchliche Zwecke allein nicht erforderlich. Für große und übergemeindliche Kirchenkonzerte hingegen reicht das Platzangebot der übrigen Potsdamer Gotteshäuser nicht aus (Friedenskirche 800, Erlöserkirche 1.000, Nikolaikirche 1.000 und St. Peter und Paul 1.200 Plätze)

2.) Die wachsende Stadt Potsdam verfügt über keinen ausreichend großen Versammlungs- und Konzertsaal für profane Veranstaltungen.
Das Kirchenschiff der Garnisonkirche mit einem schlichten aber architektonisch schönen Innenausbau könnte etwa für Großveranstaltungen der Stadtverwaltung für besondere Ehrungen oder Neujahrsempfänge oder für feierliche Großveranstaltungen der in Potsdam ansässigen Akademien und der Universität Potsdam genutzt werden. Insgesamt könnte die Kirche ein Ort gesellschaftlichen Treffens und der Zusammenkunft sein.

3.) Der Vorschlag von Mitteschön ist, das Kirchenschiff als Gotteshaus und Kulturkirche zu nutzen. Es gibt zahlreiche Kirchen in Deutschland, die das so praktizieren, z. B. in Frankfurt/Oder, in Prenzlau, in Wismar, die Universitätskirche Leipzig und als prominentestes Beispiel die gleichfalls wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche.

Nutzungsmöglichkeiten

4.) Anknüpfend an eine große Tradition des 19. Und 20. Jahrhundert sollte die Garnisonkirche wieder Aufführungsstätte großer kirchenmusikalischer Veranstaltungen sein. Sie böte neben der guten Akustik, die bei einer originalen Rekonstruktion sicher gewährleistet wäre, genug Raum für große gemeinsame Aufführungen von Oratorien und Orchesterwerken. Wir denken an Aufführungen gemeinsam mit Chören und Instrumentalisten anderer Potsdamer Gemeinden, aber auch an große internationale Chortreffen.

Konzert in der Garnisonkirche arg images/Göpel

Das Kirchenschiff hätte neben der hervorragenden Akustik genug Raum für große Oratorien- und Orchesteraufführungen.

5.) Der 17m hohe Dachstuhl des Kirchenschiffs könnte als Jugendbegegnungszentrum genutzt werden. Kleinere Räume für Jugendarbeit, Konferenzräume, Teeküche und Sanitäranlagen. Multifunktional aber auch als Hinterland für die Kulturveranstaltungen (Künstlergarderoben) aber auch gleichzeitig als Proberäume für Chöre anderer Potsdamer Gemeinden, da hier großer Raumbedarf herrscht.

6.) Die Garnisonkirche als Bildungs- und Erinnerungsstätte entsprechend dem Wiederaufbaumotto „Geschichte erinnern – Verantwortung lernen – Versöhnung leben“.

In der Nagelkreuzkapelle fanden bislang dahingehend schon hochkarätige Veranstaltungen statt, die ausgebaut werden sollten und natürlich in solch einem außergewöhnlichen und schönen Kirchenschiff noch größere Resonanz erfahren würden.

Junge Menschen für Friedensthemen sensibilisieren!

Jugendbegegnung
Podiumsdiskussion Wolfram Baumgardt/Mitteschön

7.) Die Garnisonkirche als Begegnungsort für Christen und Nichtchristen, die an einer gemeinsamen Werteorientierung interessiert sind. Potsdam bedarf solch einer Kirche, denn die Bevölkerung ist zum großen Teil durch die DDR-Zeit nicht christlich orientiert. Daher sollte dieser Ort auch Anlaufpunkt sein für Suchende, ein Ort zum Nachdenken über moralische – ethische Grundwerte.

8.) Die Garnisonkirche als internationale Begegnungsstätte mit Schwerpunkt östliche Nachbarländer. Gerade diese Kirche wäre ein Ort, der sich durch seine Geschichte anbietet, an die über Jahrhunderte bestandenen Gemeinsamkeiten anzuknüpfen, um Gespräche zur Verständigung miteinander zu führen oder auch gemeinsame Kulturveranstaltungen durchzuführen. Das wäre ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal! Gerade in der komplizierten politischen Lage mit Russland, könnten hier auf menschlicher Ebene Kontakte geknüpft werden, die im Sinne der Aufgabenstellung Versöhnung befördern. Und das ganz aktuell!

Russische und deutsche Soldaten im Seminar

9.) Wir stellen uns auch eine enge Zusammenarbeit mit dem im Umkreis der Garnisonkirche entstehenden Standort für die Kultur- und Kreativwirtschaft vor, insbesondere für Veranstaltungen, die einen
größeren Raumbedarf erfordern.

Langer Stall als Künstleratelier Pake Jeyabalan

Der denkmalgeschützte Fries des Rechenzentrums könnte an seinem originalen Standort als raumgestaltendes Element für ein Café dienen. Der Freiraum neben der Kirche könnte z.B. auch als Ausstellungsort für Exponate des Kreativzentrums genutzt werden.

Brüche mit der Geschichte sichtbar machen!
Zu Fragen anregen, auch für spätere Generationen!

Garnisonkiche mit Mosaik des Rechenzentrums Olaf Thiede/Mitteschön

Fazit:
So würde die Garnisonkirche genauso wie das Stadtsschloss unser Stadtbild enorm bereichern.
Sie würde Kultur befördern, Touristen in unsere Stadt locken und damit Geld in die Stadtkasse spülen.
Sie würde vor allem durch menschliche Begegnungen im Kleinen wie im Großen das Verständnis füreinander befördern.


Alles in allem wäre bei dieser originalen Form und mit dieser den Erfordernissen unserer Zeit entsprechenden Nutzung die Garnisonkirche ein enormer Zugewinn für unsere Stadt.

Brüche in Potsdam zeigen

Im Zusammnehang mit Rekonstruktionen wird immer wieder von deren Kritikern gefordert, man müsse Brüche zeigen.

Diese Forderung kommt ganz besonders immer beim Wiederaufbau der Garnisonkirche.

So sagte z.B. der Direktor des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF), Martin Sabrow in der PNN.
Er habe mehrfach für einen Wiederaufbau der Garnisonkirche plädiert, der aber auch die DDR-Geschichte „nicht ausklammert und überdeckt – sondern im Stadtbild verankert, dass die DDR-Baupolitik an dieser Stelle einen Verwaltungsbau über einen teilzerstörten Kirchenbau triumphieren ließ“.

Dabei geht es ihm um das benachbarte als Künstlerhaus genutzte ehemalige DDR-Rechenzentrum, dessen Mieter bis 2023 einen Ersatzbau in der Nähe erhalten sollen. Der DDR-Bau stünde dem Kirchenschiff im Weg. Doch von einem Abriss des Rechenzentrums hält Sabrow nichts: „Historische Stadtrekonstruktion darf nicht auf geschichtliche Glättung zielen, sondern hat die Brüche der Geschichte abzubilden.“

Der Oberbürgermeister Mike Schubert hatte unlängst vorgeschlagen, in einem entstehenden Kirchenschiff eine internationale Begegnungsstätte für Bildung und Demokratie einzurichten. Möglichst mit einem klaren baulichen Bruch zum Turm als Bruchlinie zur Geschichte der Kirche versehen, versteht er eine solche Einrichtung als ein Versprechen. Als ein Versprechen, das sich an die nachfolgende, junge Generation richtet. Es ginge darum, einen Ort neu zu schaffen, an und in dem jungen Menschen vermittelt wird, was Demokratie ausmacht, was Demokratie gefährdet und wie Demokratie gefestigt werden kann.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz ging noch weiter und verlangte, dass ein historisierender Aufbau des Kirchenschiffs nicht in Betracht kommt, sondern ein architektonischer Bruch zum historischen Kirchenschiff äußerlich deutlich gegeben sein muss.

Breite Straße heute und mit Garnisonkirche von Wolfram Baumgardt

Man hat manchmal den Eindruck, dass man Angst vor der Schönheit und Erhabenheit der wiederaufgebauten, originalen Garnisonkirche hat. Man muss unbedingt irgendwelche bauliche Veränderungen einbauen, damit nur ja jeder glaubt und weiß, dass es nicht das Original ist.

Wenn man sich heute die Breite Straße ohne die Garnisonkirche zwischen Schloßstraße und Dortustraße ansieht, eine Straße die ausschließlich von montonen DDR-Bauten und Bauten aus der Zeit nach der Wiedervereinigung geprägt ist, dann wird der eigentliche Bruch der Wiederaufbau der barocken Garnisonkirche in der Straße sein!

Breite Straße 2017

Unterschätzen nicht eher diejenigen, die Brüche an der Garnisonkirche selbst fordern, was das kollektive Gedächtnis einer Stadt ausmacht? Erinnerungen, die über mehrere Generationen gehen? Emotionale Betrachtungen, die doch zu einer wichtige Komponente gehören und die ausschlaggebend für die Identifizierung mit einem Ort sind.
Emotionen die wichtig sind, wie gerade die heftigen Debatten über den originalen Aufbau der Garnisonkirche zeigen. Wichtig für die Aufarbeitung als Lernort für unsere Geschichte gerade für kommende Generationen.

Gerade an einem Ort wie die Garnisonkirche kann man aufzeigen, dass man nicht Geschichte auslöschen oder verdrängen sollte.
Das gilt auch für die wohl unbestrittene Tatsache, dass nach der Sprengung der Garnisonkirche die DDR-Baupolitik an dieser Stelle mit dem Rechenzentrum einen Verwaltungsbau über einen teilzerstörten Kirchenbau triumphieren lassen wollte. Ein Rechenzentrum, das mit einem Mosaik geschmückt war, das diesen damaligen Anspruch nochmals hervorhob. Ein Mosaik, des Künstlers Fritz Eisel von 1972, welches heute unter Denkmalschutz steht.

Dieses Mosaik, allein ohne den Verwaltungsbau, direkt neben der barocken Garnisonkirche? Würde das nicht mehr Fragen aufwerfen und zu Debatten über die Geschichte anregen?

Vorschlag Mosaik mit Garnisonkirche von Olaf Thiede
Vorschlag Mosaik mit Garnisonkirche von Olaf Thiede

Phantasievolle Ideen, mutige Innovationen bei Pflege und Rekonstruktion historische Substanz unter den alten Regeln des Zusammenführens wären der Weg. Niemand interessiert es, ob der konkrete Stein nun „echt“ ist oder nicht. Entscheidend ist die Idee des Gebäudes oder des Stadtraumes.

Nicht Brüche am äußeren Gebäude selbst oder gar Chimären durch moderne Anbauten sollten die Lösung sein.
Entscheidend ist doch, ob die original rekonstruierte Garnisonkirche selbst so starke Emotionen entfacht, dass sie als Lernort deutscher Geschichte etwas für kommende Generationen bewirkt.

Von Ulrich Zimmermann

AUFRUF!

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Am 2.10. 2019 ab 18 Uhr – am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit an der Nikolaikirche am Alten Markt in Potsdam

Mitteschön startet eine Aktion für die Bürger Potsdams, die nicht mit der Umbenennung der historischen Straßen am Alten Markt einverstanden sind.

Sie wurden nicht gefragt! Politisch motivierte Straßennamen gehören nicht in einen Stadtkern, denn sie unterliegen den wechselnden Zeiten.

Wir haben nichts gegen die Ehrung von verdienten Frauen unserer Stadt, aber nicht an dieser Stelle.

Die Umbenennung nimmt unserer Mitte das, was noch authentisch verblieben ist.

Wir rufen alle Bürger auf, sich  am 2.10. ab 18 Uhr – am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit -an der Nikolaikirche einzufinden.
Dort wird Mitteschön stehen und Postkarten verteilen, die man an unseren Stadtpräsidenten schicken kann, um zu protestieren.  

https://www.pnn.de/potsdam/strassenumbenennungen-die-initiative-mitteschoen-kuendigt-protest-an/25063516.html

Einladung zum Mitteschön-Treffen

Liebe Freunde der Potsdamer Mitte,

wie immer am ersten Dienstag des Monats, treffen wir uns von Mitteschön im Fliegenden Holländer am 1. Oktober 2019 um 19:00 Uhr,
um die brennendsten Probleme in unserer Stadtentwicklung zu besprechen.

Wir wollen ab diesem Treffen jeweils immer ein Schwerpunktthema zu unseren monatlichen Treffen auswählen, über das eine breite Öffentlichkeit unterrichtet werden soll.
Dazu werden laden wir auf unserer Webseite und in den Sozialem Medien zu unseren Treffen die Öffentlichkeit ein.

Diesmal ist es das Thema Stadtkanal:

·       Was ist aus der Initiative des Oberbürgermeisters geworden?

·       Welche Aktivitäten wurden von uns ergriffen?

·       Wie ist der letzte, leider sehr enttäuschende Stand des Vorhabens?

Folgende weitere Themen:

  1. Garnisonkirchenprojekt: Kirchenschiff und/oder Jugendzentrum
  2. Abstellen des Glockenspiels auf der Plantage durch den Oberbürgermeister
    Einladung von Harald Geywitz zum Abschluss Singen am verstummten Glockenspiel am kommenden Sonntag, den 29.09.2019 um 12:00 Uhr. Weitere Aktionen
  3. Umbenennung der historischen Straßennamen Schloßstraße, Schwertfegerstraße und Kaiserstraße
    https://www.mitteschoen.de/2019/09/25/keine-umbenennung-von-schlossstrasse-schwertfegerstrasse-und-kaiserstrasse/?fbclid=IwAR2vTfJk-i7Q3EDebSR6sx8__uFawxVDcc9MoAkVvLENIehCD0oHiGKmiBE

    https://www.pnn.de/potsdam/mitteschoen-warnt-vor-umbenennung-streit-um-strassennamen-in-potsdam/25056152.html

    4. Sonstiges
Foto Andreas Klaer PNN