Rekonstruktion der Puttentreppe am Potsdamer Stadtschloss.

Bei der Rekonstruktion der Schlossfassade des Potsdamer Landtags steht ein neuer Schritt an. Bis 2020 wird die sogenannte Puttentreppe an dem Gebäude neu entstehen.

Auf Initiative und Antrag des Vereins Potsdamer Stadtschloss e.V. hat Ruth Cornelsen, die 90-jährige Witwe des Berliner Verlagsgründers Franz Cornelsen etwa eine halbe Million Euro für die originalgetreue Rekonstruktion und Restaurierung erhaltener Teile gespendet.
„Mein Wahlspruch lautet: ,Der Vergangenheit Zukunft geben’“, sagt Cornelsen über ihr Engagement im Bereich von Baudenkmälern und Architektur.

Die Projektleitung für den Wiederaufbau hat ebenfalls der Potsdamer Stadtschlossverein mit seinen ehrenamtlichen Mitgliedern übernommen. Unterstützt wird der Verein dabei durch die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten und der Kustodin für die Skulpturensammlung, Saskia Hüneke.

Das vergoldete Geländer mit musizierenden Engeln – auch Fahnentreppe genannt – war 1752 nach einer Zeichnung Friedrichs des Großen entstanden. Die Treppe führte zum früheren Lustgarten.

Unter Friedrich II. wurde diese sogenannte Fahnentreppe 1746 in Stein errichtet und um 1752 mit dem Rokoko-Ziergeländer von Johann Melchior Kambly geschmückt. Wegen der neun Kinderfiguren aus der Künstlerhand von Friedrich Christian Glume wurde sie fortan als Puttentreppe bezeichnet und im Volksmund auch Engelstreppe genannt. Die Putten wurden bereits im 19. Jahrhundert in Zinkguss erneuert.

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Kunstwerk zwar unbeschadet, ging aber im Zuge des Schlossabrisses verloren. Einige Fragmente erhielten sich in den Depots der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Sieben Figuren sind teilweise, zwei beinahe komplett erhalten.

Aufstellung der erhaltenen Fragmente aus 2001

Durch verschiedene glückliche Zufälle wurden nun weitere Fragmente entdeckt, die 1945 von Bürgern geborgen worden waren. Mehrere Fragmente des vergoldeten Bronzegeländers tauchten im Kunsthandel und bei einem Dachbodenfund auf. Der Potsdamer Kunsthistoriker Stefan Körner erkannte die Fragmente sofort als Teile des Treppengeländers wieder und regte gemeinsam mit dem Verein Freunde der preußischen Schlösser und Gärten die Rekonstruktion an.

Auch der in Potsdam lebende Dirigent Christian Thielemann hat ein Fragment, dass er zuvor erworben hatte, dem Projekt zur Verfügung gestellt.

Die jetzige Treppe wurde beim Wiederaufbau des Schlosses ohne Schmuck errichtet und führt allerdings ins Nichts, beziehungsweise ins Fenster eines Kopierraums. Das wird auch so bleiben, denn um den heutigen Bauvorschriften zu entgehen ist der Austausch des Geländers als Wiedergewinnung eines Kunstwerkes deklariert. Die Treppe bleibt deshalb für Personen gesperrt. Als quasi Kunst am Bau wird die Treppe aber wieder Einheimische und Touristen erfreuen.

Ein weiterer Baustein zur originalgetreuen Rekonstruktion des Stadtschlosses wird wieder einmal durch bürgerliches Engagement gesetzt.

Alle Bürger sind weiterhin aufgerufen, auf Dachböden oder in Kellern in der Region Berlin-Brandenburg vermutlich noch schlummernde zahlreiche Originalteile, die in der Nachkriegszeit von der durch den Bombenangriff nicht zerstörten Puttentreppe des Stadtschlosses entwendet wurden, aufzustöbern und ebenfals einzubringen.

Umdenken!! Palais Schloßstraße 1-3

Die folgenden Ausführungen zur Großparzelle der Schlossstraße 1-3, für die es vor wenigen Monaten einen gesonderten Wettbewerb gab, sollen vom Leser als eine Aufforderung des Umdenkens verstanden werden.

Eine interessante detailierte Studie von Philipp Preuß, Student der Geschichte und der Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität zu Düsseldorf.


Bebauung Schloßstraße im Block III

Durchwegung Hof des Stadtschlosses

Aus dem Beschluss der 33. öffentlichen Sitzung der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung am 31. Januar 2007 zum Landtagsneubau

Landtagsneubau (Beschlussfassung zur öffentlichen Auslegung für den B-Plan SAN-P 10) Vorlage: 06/SVV/0991

7. Eine Durchwegung des Hofes in der Verbindung von der Freundschaftsinsel zur Friedrich-Ebert-Straße  für Fußgänger und Radfahrer ist in das weitere Verfahren einzubeziehen.  

Wie weit vorausdenkend man schon 2007 in der SVV war!
Dabei hatte man sicherlich nicht nur das Problem des Unfallschwerpunktes vor dem Landtag im Auge.

Aus begleitende Feststellungen zum B-Plan:
Die Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam wendet sich mit folgenden Anliegen an den Landtag: Der Bau eines neuen Landtagsgebäudes auf dem Alten Markt verbindet sich mit der nachdrücklichen Erwartung, dass das Landesparlament einen gewichtigen Beitrag zur Belebung der historischen Mitte der Stadt leistet. Das setzt aus unserer Sicht eine deutliche Veränderung der Arbeitsweise des Landtages voraus. Wir sprechen die Erwartung aus, dass mit dem neuen Landtagsbau ein Haus der Demokratie, ein Haus des Volkes entsteht, das den Bürgerinnen und Bürgern offen steht. Der Landtag wird aufgefordert, mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot, öffentlichen Sitzungen der Ausschüsse und anderen Nutzungsmöglichkeiten lebendige Demokratie zu praktizieren und langfristig dafür die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.


Vertrackter Fries

In Potsdam scheint es zur Mode zu werden, gelungene Bauten mit Kunstwerken zu versehen, die die Ablehnung derselben demonstrieren oder den harten Bruch erzeugen.

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Foto: Reiner Gerstermeier

So bei dem Neon Schriftzug am Potsdam Museum, der auf der barocken Fassade deplatziert wirkt und den man nicht entziffern kann, sowie das Gitter im Museum selbst, das angebracht wurde um den Blick auf den alten Markt zu verhindern.

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Das Sperrgitter des Architekten Reiner Becker
Foto: Bernd Gartenschläger

Gleiche Intention findet man bei den wie Keksdosen anmutenden Bauten auf dem Innenhof des Schlosses. Hier ist tief in die verständnislose Kiste gegriffen worden. Nur Eingeweihte wissen, dass es sich hierbei um einen Protest des Künstlers gegen die Rekonstruktion des Schlosses handelt.

Errichtung des Pavillon Sanssouci am Landtagsschloß (Klaer)

Der in Französisch gehaltene Schriftzug am Schloss – dies ist kein Schloss – ist da noch die kleinste, fast liebevolle Form der ablehnenden Kunst am Alten Markt.

Foto: Stefan Gloede

Nun soll der Berliner Künstler Wolf von Waldow  die Fassade der Häuser am Alten Markt 13/14, die Schauseite gegenüber dem Schloss, gestalten. Eine Jury der Genossenschaft „Karl Marx“, die den Zuschlag für diese Gebäude bekam, hat ihn zum Sieger ihres Wettbewerbes gekürt.
(Begründung der Juryentscheidung im Protokoll des Preisgerichts:
„Wunderbar! Das ist es, was unsere Stadt Potsdam braucht.“)

Anfang Januar nun soll dieser Entwurf der Stadt und dem Sanierungsträger vorgestellt werden. Das, was jedoch schon im Vorhinein in der Zeitung gezeigt wurde, befriedigt uns in keinster Weise und lässt vermuten, dass hier wieder einmal auf „Bruch gebürstet „werden soll.

Es handelt sich dabei um einen scherenschnittartigen Fries, der flach und schwarz die vorgesehen barocke Farbgebung der Fassade (so festgelegt) konterkariert.

Der Künstler  Wolf von Waldow hat eine Vorliebe für Filigranes. Seine Kunst mag ja vielfach als dekorative Kunst irgendwo funktionieren, sie ist aber kaum das geeignete  Medium für einen architektonischen Fries mit eigener Materialität und Volumen. Das, was an den Häusern plastisch schön daher kommt und an den Tageszeiten immer wieder durch den Lichteinfall unterschiedlich spannend erscheint, wird hier durch einen platten metallenen computergestampften Scherenschnitt verletzt.

Dazu kommt, bei der vorgesehenen eingebauten Original-Spolie von wenigstens 5-10 cm Dicke muss die Metallkonstruktion notgedrungen einen entsprechenden Abstand von der Wand haben. Damit wird deren Schatten zum Problem für ihre Ablesbarkeit.

Schattenwirwarr

Auch die Aussage des Frieses ist verwirrend und nicht eindeutig, sie leidet unter totaler Überfrachtung. Alle Probleme dieser Welt in einen Fries zu stecken, überfordert den Betrachter. Vergeblich sucht man hier nach einem Potsdam Bezug, nimmt man mal die Waben der ehemaligen FH aus, die ja mittlerweile schon als Zitat inflationär sind.

Der Betrachter weiß wieder einmal nicht, was damit gemeint ist, es sei denn man liest sich die Erklärung des Künstlers durch. Das kann aber nicht Anliegen eines Kunstwerkes im öffentlichen Raum sein.

Flugschiff Peter Rohn und Werkstatt Christian Roehl

Nimmt man dagegen solch ein Kunstwerk, wie das Flugschiff am ehemaligen Haus des Reisens – auch eine Metallarbeit –so hat dies eine klare Aussage. Jeder DDR-Bürger hat schmunzelnd den tiefen Sinn erfasst, nämlich die Sehnsucht nach der freien Reise. Es war eine flache Metallkonstruktion auf einer flachen Wand, ähnlich wie das metallene Schiff auf dem DDR Neubau am Kanal.

Wandplastik Burgstraße 22

Hier aber haben wir es mit einer plastisch gestaltete Fassade zu tun, die eine andere Form von Kunst erfordert.

Alter Markt 13/14 vor der Zerstörung 1945

Für Mitteschön und alle interessierten Potsdamer wäre es wünschenswert einmal die anderen Wettbewerbsbeiträge zu sehen, denn dieser  erscheint uns im höchsten Maße ungeeignet.

Hier sollte man im Vorfeld gut überlegen, denn steht der Bau mit diesem Entwurf, lässt er sich nicht wieder einfach entfernen und wird zum Ärgernis, wie das Gitter im Museum.