Mitteschön zieht den Hut! Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse

 

Quelle MAZ 2014


Mit ihm endet eine Ära
: Die Stadt sucht einen Nachfolger für Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse. Der Stadtkonservator, der seit 1991 im Amt ist und zur Bewahrung des Potsdamer Bauerbes entscheidend beigetragen hat, geht im Frühjahr 2018 in den Ruhestand.

Potsdam wäre ohne ihn nicht die Stadt, die sie heute ist

Mitteschön zieht den Hut!

Werter Herr Kalesse,

als Chefdenkmalpfleger waren sie ein großer Gewinn für diese Stadt. Nun gehen Sie in den verdienten Ruhestand.

Doch, wir zählen auf Sie! Wir zählen weiterhin auf Ihren Sachverstand, den Sie mit heißem Herzen für Potsdam immer wieder eingebracht haben.

Was wäre diese Stadt heute ohne Sie?

Gut, nicht jeder Kampf wurde gewonnen, was auch wir oftmals schmerzlich akzeptieren mussten, aber vieles ist gerettet, was unsere Stadt ausmacht.

Dafür wollen wir Ihnen aufrichtig danken und hoffen, dass Ihre Stimme  im Reigen der Potsdamer Diskussion um die Mitte weiterhin präsent bleibt. Wir brauchen Sie auch weiterhin, als ein kompetenten Mann in punkto Denkmalpflege und besonders bei dem Bemühen, unsere Stadtschlossfiguren wieder aus Berlin heimzuholen.

Wir wünschen Ihnen Gesundheit, Lebensfreude und Erfüllung so mancher Wünsche, die man sich jetzt leisten kann, und vielleicht sieht man sich ja bald wieder bei einer gemeinsamen Sache.

Ihre Mitteschöns

POTSDAMER ARCHITEKTUR ODER BAHNHOFSCENTER-BAU-KUNST ?

Nach blu und dem ILB-Gebäude droht nächste Architekturdesaster in Potsdam:

Der Neubau an der historischen Wagenhalle am Potsdamer Hauptbahnhof.

 

Die alte Wagenhalle ist ein übrig gebliebenes Relikt einer einst größeren historischen Anlage. Als Industrieanlage wurde zur Erbauungszeit viel Wert auf qualitätsvolle Ausführung und originelle Ausstrahlung gelegt. Ein Anspruch, der heutzutage eher schwerfällt.

Ursprünglich mit der Absicht im Zuge der Errichtung des Bahnhofcenters, alles Alte, wie auch den Wasserturm komplett und rücksichtslos abzureißen, wurde dann aber unterbrochen und die beiden übrig gebliebenen Objekte im Sinne der Denkmalpflege erhalten. Die Chance einer interessanten größeren Nutzung wurde hier bereits vertan. Den Unwillen der damaligen Bahnhofsarchitekten spürt man aber immer noch sehr deutlich daran, dass der Wasserturm als Relikt völlig unangepasst und unsensibel eingekeilt vor dem Neubaublock steht.

Bei der Wagenhalle besteht aktuell nun wieder die Gefahr, dass nun dieses Objekt mit den “älteren Rechten” ein beziehungsloser Fremdkörper bleibt. Die Halle selbst, mit ihrer sehr schönen warmen Farbigkeit und Plastizität durch die gelben Klinker, besteht aus flachen zwei Baukörpern, die sich zueinander in etwa im klassischen Proportions-Verhältnis 1/2/3 verhalten. Stilistisch findet sich aber durch die Bögen und die erhöhten Pfeiler ein interessanter senkrechter Rhythmus, den es als Gestaltungsidee auch wieder zu beachten gilt, soll das Ganze mit einer neuen Zusatzbebauung ein harmonisches Ensemble werden.

Der geplante Neubau dahinter schließt in seiner Größe / Höhe / Breite die Konstellation zum dahinterliegenden Bahnfeld ab, was der gesamten Platzsituation sicherlich ganz guttut. Somit ist in der Proportionalität zunächst nichts einzuwenden. Zudem entspricht die Winkellage auch dem umgekehrten Verhältnis 1 zu 3 im Verhältnis zur flach davorliegenden Halle. Die beiden Gebäude hätten also alle Chance, sinnvoll zu EINEM Ensemble mit gemeinsamer Nutzung zusammen zu fließen.

Das PROBLEM liegt nach unserer Ansicht im so wichtigen und immer unterschätzten Detail und das betrifft zuerst die öde Monotonie der Endlos-Fenstereihung (eine Anmutung wie am Plattenbau in der Berliner Normannenstraße…), andererseits die zum wiederholten Male von uns immer kritisierten, weil derzeit bis zum Überdruss praktizierte modische Masche der nervös “flimmernden Fassade” wie beim blu und beim ILB-Gebäude. Entweder die Fensteröffnungen  selbst, oder wie hier die Zwischenfelder, bzw. die Giebelseiten sind durch ständig nervös wechselnde Flächen gekennzeichnet.

Das Bahnhofscenter selbst besitzt an vielen Stellen Zeugnisse diese gestalterische Unsitte, das links neben der Halle liegende Seniorenheim hat ebensolche versetzten Fenster, das Wohnviertel dahinter sowieso und so auch das Ministerium direkt gegenüber an der Straße. Zusammen mit dem fließenden Verkehr an dieser Stelle ist der gesamte Stadtraum an dieser Stelle einzig am Flimmern! Und wieder einmal haben wir dennoch eine langweilige Fassade, die stereotypen Bürobauten ähneln.

Wozu soll das gut sein? Im Entwurf des neuen Gebäudes, welches man in seiner Gesamtproportion städtebaulich an dieser Stelle durchaus akzeptieren mag, ist gut zu erkennen, dass die Fenster zwar senkrecht und damit ruhig in der Fassade liegen, die Zwischenräume jedoch sind wieder, wie derzeit nicht anders zu erwarten, im penetranten “Flimmerkistenstil” gehalten. sind. Dazu kommt die obligatorische “Weisheit” der sterilen Farbgebung und schon kann von einem Ensemble mit der alten Wagenhalle zu nicht mehr die Rede sein. Es bildet sich wieder der ideologisch “gewollte Kontrast / der Bruch” zum historischen Gebäude, der Stadtraum hier kann so nicht geschlossen wirken. Es wird deutlich, dass die isolierte Betrachtung ohne Beziehung zum Ganzen zu Nichts führt. Das Problem, bzw. die Chance einer intelligenten, gar originellen baulichen Gestaltung wird nicht erkannt, geschweige denn gelöst.

Weshalb kann die Fassade nicht abwechslungsreich, auch in moderner Formsprache, mit der Wagenhalle korrespondieren? Das Thema der senkrechten Pfeiler in einem sinnvollen Rhythmus aufnehmend, eine warme Farbigkeit bzw. Materialität nach offensichtlichem Vorbild würde viel an Charakter und Ausstrahlung bewirken, damit die Gesamtsituation städtebaulich beruhigen und den Aufenthalt der Menschen hier „sichtlich” verbessern.

Wieder einmal droht das einzigartige Stadtbild von Potsdam durch eine X-beliebige, langweilige Fassade am Eingang unserer schönen Stadt beschädigt zu werden. Eine Architektur, die man dutzendweise in anderen Städten wiederfindet. Der einzigartige Charakter Potsdams wird zu Gunsten beliebiger Investoren-Architektur vorsätzlich gestört. Soll „Billig“ tatsächlich die Visitenkarte Potsdams sein? Das erträgliche Maß ist langsam voll. Mehr Bemühen und sensibles Einfühlungsvermögen, auch in zeitgenössischer Architektursprache, wäre die ehrliche Verpflichtung zur „Potsdamer Baukultur“!

Das Argument: „Es wäre aber der „Beste der eingereichten Entwürfe“, zeigt die ganze Armseligkeit dieser bisherigen lieblosen Herangehensweise.

Der Bauherr die Berliner Newstone Immobilien GmbHHerr Jens David Kirsch,  der Architekten Tschoban Voss und nicht zuletzt die kommunale Baugenehmigungsbehörde sind gefragt hier nachzubessern. Noch ist es nicht zu spät!

http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Tschuess-Sex-Kino-hallo-Hotel

Potsdam – eine Stadt zum Verlieben!

Was macht die Schönheit dieser Stadt aus? Was sind die wichtigen potsdamspezifischen Gestaltungsregeln die beim Wiederaufbau der Potsdamer Mitte auch für die Gebäude in zeitgenössischer Architektur gelten sollten?
Dieser Film ist eine klare Botschaft an die Verantwortlichen bei der Stadt, der Pro Potsdam und schließlich der Auswahlkommission, die über die Vergabe der Grundstücke der ehemaligen Fachhochschule am Alten Markt an die künftigen Bauherren entscheidet.
Die Neubebauung der Quartiere III und IV, die auf dem historischen Stadtgrundriss entstehen sollen, sollten sich in ihrem architektonischen Anspruch am „Gesamtkunstwerk Potsdam“ messen lassen können, einer Stadt, die „komponiert“ und deren Architektur dank der Genialität seiner Baumeister „wie Musik“ ist. Es geht um Kleinteiligkeit, um die Wahrung gewachsener Proportionen, um Abwechslungsreichtum und Vielseitigkeit – und nicht zuletzt um Rücksichtnahme auf die historischen und jüngst wieder errichteten historischen Gebäude der Stadt, die als Leitbauten die Vielzahl der modernen Gebäude in der historischen Stadtstruktur anleiten sollen.
Potsdam Innenstadt ist nicht zufällig entstanden. Sieben preußische Könige haben die Stadt mit ihren besten Architekten nach festen Grundsätzen komponiert. Ein Hohenzoller baute auf dem Werk des anderen auf. Die Entwurfprinzipien zeigt dieser Film.
Lernen sie die Gestaltungsregel für die Gebäude und die Stadträume kennen, die Potsdam so einzigartig machen.

10 Jahre Mitteschön

10 Jahre Mitteschön.
Eine Erfolgsgeschichte bürgerlichen Engagements für die Wiedergewinnung der historischen Mitte Potsdams.
Vom Fortunaportal über den Wiederaufbau des Stadtschlosses, Haveluferbebauung mit Museum Barberini, Palazzi Chiericati und Pompei bis zum Alten Markt und weiter in den Quartieren  III, IV und V.