Rettet die Moderne.

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Rekonstruktion versus Erhaltung

Vortrag von Prof. Dr. Peter Stephan der Potsdam School of Architecture, den er am 3. Juni 2016 anlässlich des Berliner Symposiums „Dresden Potsdam Frankfurt. Die Renaissance der Altstädte in Deutschland“, veranstaltet vom Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e. V., gehalten hat

Die Diskussion um den Abriss von Nachkriegsbauten wie dem Technischen Rathaus in Frankfurt am Main, dem Polizeipräsidium in Dresden oder der Alten Fachhochschule in Potsdam zugunsten einer Wiederherstellung der historischen Stadttextur und einiger Leitbauten wurde und wird mit einer großen Emotionalität und verbalen Schärfe geführt.

Diese Schärfe hat nicht nur lokalspezifische Gründe. Ungeachtet der jeweils örtlichen ökonomischen, politischen und sozialen Gesichtspunkte geht es um eine ganz grundsätzliche Frage:

Um die Frage nach unserem Verhältnis zur Geschichte und nach unserer Haltung zu moderner Architektur.

Wer kontrolliert die Einhaltung des Leitbautenkonzeptes ?!

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Die Stadt Potsdam hat für die SVV-Versammlung am 7.12.2016 den Beschlussantrag Potsdamer Mitte, Anpassung der DS 16/SVV/0269 zur Konkretisierung des Leitbautenkonzepts für die Blöcke III und IV mit wesentlichen Änderungsvorschlägen der Verfahrensgrundsätze gestellt.

Nachdem aus rund 30 historischen Parzellen auf dem Areal der FH in einer ersten Überarbeitung 2015 schon 18 Baufelder geworden waren droht nun die Gefahr, durch weitere Zusammenlegung von Baufeldern und die Möglichkeit bis zu drei Baufelder zugleich zu erwerben, das Konzept einer kleinteiligen, parzellierten und nutzungsgemischten Innenstadt nicht mehr eingehalten zu werden. Das Ziel eine maximale Anzahl von Geschoßwohnungen zu errichten kann dazu führen, dass die Einzelparzellen entweder immer weniger architektonisch ablesbar werden oder – wie zurecht bei Wiederaufbauprojekten andernorts kritisiert – die Einzelfassaden neuen Großwohnanlagen nur vorgeblendet werden. Das ursprüngliche Ziel der Potsdamer Mitte, wie es die SVV mit dem Leitbautenkonzept beschlossen hat, ginge damit verloren.

Zudem können die im Leitbautenkonzept festgeschriebenen historischen Zitate über die Leitfassaden hinaus nurmehr „zeitgenössisch interpretiert“ werden. Wie das aussieht, können wir beim Ensiedler als Sparkasse oder der Alten Post als Volksbank sehen – Bezüge zu den Originalen sind kaum noch erkennbar. Die Leitfassaden leiten nichts mehr an, sondern verkommen zu Einzelstücken, Kuriositäten in einer Menge zeitgenössicher Architektur. Mit dem ursprünglichen Leitbautenkonzept würde dies nichts mehr zu tun haben, auch weil es mit dem Museum Barberini nur noch einen Leitbau gibt. An den Zielen des Leitbautenkonzeptes muss sich aber jeder Bieter halten!

Die neue veränderte Beschlussvorlage versucht der politische Gemengelage, die in unserer Stadt herrscht, gerecht zu werden. Auch wir begrüßen das Bestreben um Wohnungen, die sich auch ein Normalbürger leisten kann. Nun sind Veränderungen getroffen worden, die unterm Strich das Gleiche erreichen sollen wie vordem, die aber gleichwohl viel bewirken können. Zum Guten wie zum Schlechten.

Die Frage ist, wie kann man solch ein Verfahren kontrollieren?

Die gute Absicht ist klar:
Beibehaltung der Kleinteiligkeit! Die Grundstückspässe werden nur für die Bautiefe verändert, um mehr Wohnraum zu schaffen. Verdichtung in den Innenhöfen, angestrebte straßenseitige Vielfalt durch unterschiedliche Architektenbüros. Es wird aber jetzt, und das ist neu, in größerer Grundstücksmenge an einen Investor vergeben. Ansonsten will man das Leitbautenkonzept – Zitat – zwingend einhalten ohne Einschränkungen!!!

Wir hoffen das sehr und zählen darauf!
Nun wissen wir aber, wie weit Vorgaben in letzter Zeit durchgesetzt worden sind. Wir sind nicht blauäugig. Auch die Genossenschaften müssen wirtschaftlich arbeiten und sind natürlich bestrebt kostengünstig zu bauen, was zu kostenminimierenden Maßnahmen führt. Kleinteiligkeit ist teurer, als in größeren Einheiten zu bauen.

Daher weisen wir noch einmal daraufhin, dass das Verfahren mit den Leitlinien aus dem Leitbautenkonzept und den Gebäudepässen keine rechtsverbindlichen Vorgaben für die zukünftigen Bauherren sind, wie das bei einer von Mitteschön geforderten Gestaltungssatzung für die Potsdamer Innenstadt der Fall sein würde.

Es hängt jetzt von vielen einzelnen Faktoren ab, ob dieses Leitbautenkonzept gelingt.

Wir fordern, dass die weitere Innenstadtentwicklung mit größtmöglicher Transparenz geführt wird und erwarten, dass die Potsdamer Wohnbaugenossenschaften sich ihrer Verantwortung für eine qualitätsvolle und vielfältige Architektur beim Wiederaufbau der Potsdamer Mitte bewusst sind.

Bei allen Bemühungen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, müssen die gestalterischen Vorgaben des Leitbautenkonzeptes und die Kleinteiligkeit eingehalten werden.

Aufstellung und Rückführung der Attikafiguren auf dem Neubau des Stadtschlosses

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Dokumentation 57. Sitzung des Stadtforum Potsdam .

Die Rückgewinnung der Altstadt Potsdams und die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses in der Potsdamer Mitte gehört seit der Wende zu den zentralen Anliegen in der Potsdamer Bürgerschaft und hat in zahlreichen Beschlüssen der nach der Wende demokratisch gewählten Stadtverordnetenversammlung in Potsdam ihren Niederschlag gefunden. Wesentlicher Baustein dieses Projekts ist die dreidimensionale Wiederherstellung des Alten Markts und der ihn konstituierenden Bebauung, deren Initial der Landtagsneubau in der Gestalt des Potsdamer Stadtschlosses bildet.

In der 57. Sitzung des Stadtforum Potsdam wurden dazu die Pro & Contra zur Aufstellung und Rückführung der Original-Attikafiguren von der Humboldt Universität zu Berlin auf die Rekonstruktion des Potsdamer Stadtschlosses diskutiert.

Lesen sie den umfangreichen Auszug aus der Dokumentation 2016 des Stadtforum Potsdam

Neubau der ILB mit Einheitsfassade

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Im Zusammenklang mit dem Bahnhofscenter, dem neu errichteten Hotel und der Semmelhackstadt hinter dem Bahnhof hat der neu errichteter Bau wohl seine Berechtigung, monumental erhebt er sich jetzt an der Neuen Fahrt aber, das ist nicht mehr Potsdam!

Lochfassaden am Humboldthafn in Berlin

Das ist beliebige Architektur, die in vielen europäischen Städten in ähnlicher Form zu finden ist. Siehe u.a. das Berliner Beispiel am Humboldthafen.

Der Architekt erklärte Mitteschön damals seinen Siegerentwurf.
Zitat: “Diese drei Pavillons (ja, er sprach tatsächlich von Pavillons!)fügen sich nahtlos in die Landschaft ein! Sie zerfließen mit den Havelauen. “
Bei der Bauvolumenmasse ist nichts mehr von „zerfließen“ zu bemerken!
Wir hatten damals schon Bauchschmerzen, aber das Resultat übertrifft alle unsere Befürchtungen.
Es stehen jetzt da drei riesige Würfel mit den bekannten Schießscharten Muster, bei denen man Augenflimmern bekommt. Durch die Gleichförmigkeit der Fenster erscheint das Gebäude als ein einzig großer Monolith. Nichts mehr mit 3 Pavillons!
Man nimmt sie gar nicht mehr wahr!
Diese Gleichförmigkeit ist bedingt durch die Fassadengestaltung aus 2.200 gleichen, vorgefertigten Fensterelementen, denen ca. 2.000 gleiche Natursteinelemente vorgesetzt wurden. Sicherlich kostenreduzierend, aber eben an Gleichförmigkeit nicht zu überbieten. Vielfalt und Plastizität werden durch diesen Flimmereffekt nur vorgetäuscht.
Zitat ILB: “Der Rohbau ist fertig und die Fassadenfertigteile geben dem neuen ILB-Gebäude sein charakterisches Gesicht.”

Ja, die ILB Führung wollte alles richtig machen und verließ sich auf große anerkannte Architektur Büros.
Aber alle Entwürfe die man der Öffentlichkeit im Bahnhofscenter vorstellte, waren nach unserem Verständnis nicht machbar.
Keiner der Büros hatte das „Händchen“ für Potsdam.
Alle verkauften ihre Entwürfe, die vorprogrammiert aus ihrem Software Baukasten stammten – so unser Gefühl.
Wo bleiben unsere Potsdamer Architekten, die die Stadt als Gesamtkomposition begreifen?
Schade, wieder eine Chance vertan!

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