Saskia Hünekes Offener Brief an Pastorin Rugenstein wegen der Garnisonkirche

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Hildegard Rugenstein Potsdam

Hilga Rugenstein

 

Saskia Hüneke

Saskia Hüneke

Offener Brief                       Potsdam, den 6.10.2017

Liebe Hilga,

Deine Worte in der Sendung von 3sat veranlassen mich, Dir zu schreiben:

Voranstellen möchte ich, dass ich Dich wenige Male aber doch sehr eindrücklich als Pfarrerin in der Französischen Kirche erlebt habe und Dir meine Bewunderung für Deine Arbeit dort aussprechen möchte. Das Folgende ändert nichts daran.

Wir sind beide im Umfeld der Evangelischen Kirche in der DDR aufgewachsen, doch zu dem Vorhaben Garnisonkirche als Ort der Versöhnung könnten unsere Positionen gegensätzlicher nicht sein.

Grundsätzlich hatte ich schon in einer Entgegnung auf den Aufruf der „Christinnen und Christen ohne Garnisonkirche“ gegen den implizierten Vorwurf, die Befürworter des Projektes würden einer Verharmlosung des Naziregimes das Wort reden, protestiert. Es gibt nicht den leisesten Anhalt für einen berechtigten Verdacht, im Gegenteil, die bewusste Aufnahme gerade dieser für die Evangelische Kirche in Deutschland insgesamt mit Schuld belasteten Vergangenheit in das Konzept, die Verbindung zu Coventry und die immer wieder auch gegenüber den Kritikern vorgetragene Einladung mitzuwirken, sprechen eine ganz andere Sprache. Gerade die Haltungen in der Evangelischen Kirche der DDR-Zeit, die mich und auch Dich – denke ich – geprägt haben, die den fairen, respektvollen Diskurs gelehrt und maßgeblichen Anteil am friedlichen Protest von 1989 haben, stehen hinter diesem Projekt. Menschen wie Wieland Eschenburg, Barbara Kuster, Andreas Kitschke, Monika Figuth oder auch ich würden sich nicht dafür einsetzen, wenn dem nicht so wäre.

Die Kirche, die hier entsteht, ist keine Nazikirche!

Nun zu Deinen Argumenten vom Sonnabend:

Du beklagst die schwierige finanzielle Zukunft der Evangelischen Kirche, kein Geld für den Bauunterhalt und zu wenig für die Kirchenarbeit: stimmt, ich sehe da besonders die prekäre Situation der Kirchenmusik, die für mich und sicher für sehr viele eine entscheidende Vermittlerin in Glaubensfragen ist. Neue Wege werden da schon lange begangen, die Chorarbeit z.B. wird durch Vereine gestützt, das ist nicht ideal, erreicht aber viele Menschen.  Und wenn es auf längere Sicht vielleicht weniger Geld aus den Hierarchien der Kirche geben und mehr Beweglichkeit gefragt sein wird, wo bleibt da Deine Zuversicht, für die Deine Gemeindearbeit ja selbst ein gutes Beispiel ist? Bei den Kirchenkrediten übersiehst Du möglicherweise, dass sie zurückgezahlt werden, d.h. dem investiven Haushalt der Kirche nicht entgehen. Und wenn an einem weiteren Ort Kirchenarbeit gemacht wird und Menschen sich engagieren, warum soll das schlecht sein?  Dürfen wir uns nur dort engagieren, wo eine Minderheit wie Deine es erlaubt? Denn dass es eine Minderheit ist, zeigen die Unterschriftenlisten und die Entscheidungen der Kirchensynoden auf Landes- und Kreisebene, die nach intensiven und dank der kritischen Positionen besonders wertvollen Debatten mehrheitlich getroffen wurden.

Unerträglich finde ich, dass auch Du die Furcht vor dem Missbrauch zu schüren versuchst. Es sind ja gerade die Kritiker, die eine verabsolutierte Konnotation der Kirche als „Nazikirche“  betreiben und dem damit erst den Boden bereiten. Das finde ich unverantwortlich. Mit dem Rechtsradikalismus haben wir in der Gesellschaft ein deutschlandweites Problem, wie die Wahl gerade gezeigt hat. Furcht haben müssen wir also davor, dass er zunehmen könnte, dann bestünde die Gefahr des Missbrauchs an vielen Orten. Das darf und wird nicht geschehen, ich vertraue auf die  Kraft unserer vielfältigen Gesellschaft. Die Nutzung des Turmes wird – unter anderem –  mit seiner Aufklärung über die Geschichte genauso ein Baustein dieser Kraft sein wie die Gegendemos, auf denen wir uns gelegentlich sehen.

Wie begründest Du Deinen Satz, die Kirche wäre „äußerlich eine Solidarisierung mit den Tätern und nicht mit den Opfern“? Das klingt ja so, als sei sie mit lauter Hakenkreuzen bestückt gewesen, ist sie aber nicht. Die historischen Dekorationen der Kirche, die Teil des neuen Konzeptes sind, sind genauso komplex wie Geschichte überhaupt, mit Deiner engen Fokussierung kannst Du beidem nicht gerecht werden.

Natürlich gehört neben dem Händedruck auch die Sprengung der Kirche zur historischen Wahrheit des 20. Jahrhunderts, warum soll man das nun nicht zeigen? Versöhnung kann man nur mit Wahrheit versuchen, das ist nun mal so. Tatsächlich hat die Sprengung Schmerz ausgelöst und es besteht das schlichte Bedürfnis, diese Lücke wieder zu füllen. Aber wenn Du die Begriffe von „Rachearchitektur“ oder „Vergeltungsarchitektur“ in die Debatte bringst, fehlt dem jegliche Grundlage. Als Pfarrerin bist Du eine Frau des Wortes und Du gehst bewusst damit um, das macht es umso schlimmer. Du trägst zur Verschärfung eines Konfliktes bei, den Du doch gleichzeitig beklagst. Das ist für mich nicht glaubwürdig.

Es ist ja vollkommen normal, unterschiedlicher Meinung zu sein, ich verstehe auch, wenn jemand sagt, er oder sie brauche dieses Projekt nicht. Was ich aber nicht verstehe ist, wenn man aus der Kirche heraus andere Aktivitäten in der Kirche, vor allem, wenn sie denn durch die Vertretungen aus den Gemeinden heraus gestützt werden, immer weiter diffamiert und aktiv zu verhindern sucht. Ich kann mir das für Dich nur mit der verständlichen Angst vor einer Renaissance unsäglicher Ideologien erklären, das bringt uns wieder zusammen. Aber sie ist hier nicht berechtigt und ich wünschte, ein anderer Dialog im Inhalt und in der Sprache wäre möglich.

Liebe Grüße!  Saskia

Herr Rubelt, fangen Sie an! Stadtkanal wieder auf der Agenda.

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Der neue Baudezernent Bernd Rubelt hat das Projekt für sich entdeckt. Er will bis 2018 die alte Machbarkeitsstudie prüfen und einen neuen, realistischen Fahrplan für den Weiterbau erstellen.

Herr Rubelt, fangen Sie an!

So endet ein Kommentar von Peer Straube in der PNN am 20.9.2017.

Da ist einer, der spricht aus, was viele in Potsdam sich wünschen!

Unser Stadtkanal, einst eine Zierde der Stadt, ein Wasserlauf, der sie prägte und ein besonderes Flair in den Stadtraum zauberte. Teilweise kann man das heute wieder erleben, wenn das fertige Teilstück geflutet und dort Wassersport betrieben wird. Dann staunen die Potsdamer, die ihn nicht mehr erlebt haben, da er zugunsten von Parkplätzen zugeschüttet wurde.

Quelle: MAZ Friedrich Bungert

 

Der Potsdamer Stadtkanal, ein Projekt, das sich lohnt anzugehen. Hier wären auch nicht die politischen Schlammschlachten zu erwarten, die andere Aufbauprojekte in dieser Stadt begleiten.

Es gibt zwar Stimmen, die erinnern an seinen Gestank. Ja, er stank mitunter, da alles in ihn hineingeleitet wurde, was weg musste – eben Nachkrieg!

Das alles lässt sich aber heutzutage mit neuer Technik ausschließen!

Stellen sie sich vor, nach einem langen Bummel durch die Stadt, die Beine an den Treppen des Stadtkanals kühlen, die Schwäne dabei füttern und ein Glas Weißwein trinken, wäre das nicht was?

Ja Herr Rubelt, fangen Sie an, wir sind dabei!

 

Ein erster Anfang ist am Kellertor gemacht!

Mitteschön zieht den Hut! Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse

 

Quelle MAZ 2014


Mit ihm endet eine Ära
: Die Stadt sucht einen Nachfolger für Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse. Der Stadtkonservator, der seit 1991 im Amt ist und zur Bewahrung des Potsdamer Bauerbes entscheidend beigetragen hat, geht im Frühjahr 2018 in den Ruhestand.

Potsdam wäre ohne ihn nicht die Stadt, die sie heute ist

Mitteschön zieht den Hut!

Werter Herr Kalesse,

als Chefdenkmalpfleger waren sie ein großer Gewinn für diese Stadt. Nun gehen Sie in den verdienten Ruhestand.

Doch, wir zählen auf Sie! Wir zählen weiterhin auf Ihren Sachverstand, den Sie mit heißem Herzen für Potsdam immer wieder eingebracht haben.

Was wäre diese Stadt heute ohne Sie?

Gut, nicht jeder Kampf wurde gewonnen, was auch wir oftmals schmerzlich akzeptieren mussten, aber vieles ist gerettet, was unsere Stadt ausmacht.

Dafür wollen wir Ihnen aufrichtig danken und hoffen, dass Ihre Stimme  im Reigen der Potsdamer Diskussion um die Mitte weiterhin präsent bleibt. Wir brauchen Sie auch weiterhin, als ein kompetenten Mann in punkto Denkmalpflege und besonders bei dem Bemühen, unsere Stadtschlossfiguren wieder aus Berlin heimzuholen.

Wir wünschen Ihnen Gesundheit, Lebensfreude und Erfüllung so mancher Wünsche, die man sich jetzt leisten kann, und vielleicht sieht man sich ja bald wieder bei einer gemeinsamen Sache.

Ihre Mitteschöns

POTSDAMER ARCHITEKTUR ODER BAHNHOFSCENTER-BAU-KUNST ?

Nach blu und dem ILB-Gebäude droht nächste Architekturdesaster in Potsdam:

Der Neubau an der historischen Wagenhalle am Potsdamer Hauptbahnhof.

 

Die alte Wagenhalle ist ein übrig gebliebenes Relikt einer einst größeren historischen Anlage. Als Industrieanlage wurde zur Erbauungszeit viel Wert auf qualitätsvolle Ausführung und originelle Ausstrahlung gelegt. Ein Anspruch, der heutzutage eher schwerfällt.

Ursprünglich mit der Absicht im Zuge der Errichtung des Bahnhofcenters, alles Alte, wie auch den Wasserturm komplett und rücksichtslos abzureißen, wurde dann aber unterbrochen und die beiden übrig gebliebenen Objekte im Sinne der Denkmalpflege erhalten. Die Chance einer interessanten größeren Nutzung wurde hier bereits vertan. Den Unwillen der damaligen Bahnhofsarchitekten spürt man aber immer noch sehr deutlich daran, dass der Wasserturm als Relikt völlig unangepasst und unsensibel eingekeilt vor dem Neubaublock steht.

Bei der Wagenhalle besteht aktuell nun wieder die Gefahr, dass nun dieses Objekt mit den „älteren Rechten“ ein beziehungsloser Fremdkörper bleibt. Die Halle selbst, mit ihrer sehr schönen warmen Farbigkeit und Plastizität durch die gelben Klinker, besteht aus flachen zwei Baukörpern, die sich zueinander in etwa im klassischen Proportions-Verhältnis 1/2/3 verhalten. Stilistisch findet sich aber durch die Bögen und die erhöhten Pfeiler ein interessanter senkrechter Rhythmus, den es als Gestaltungsidee auch wieder zu beachten gilt, soll das Ganze mit einer neuen Zusatzbebauung ein harmonisches Ensemble werden.

Der geplante Neubau dahinter schließt in seiner Größe / Höhe / Breite die Konstellation zum dahinterliegenden Bahnfeld ab, was der gesamten Platzsituation sicherlich ganz guttut. Somit ist in der Proportionalität zunächst nichts einzuwenden. Zudem entspricht die Winkellage auch dem umgekehrten Verhältnis 1 zu 3 im Verhältnis zur flach davorliegenden Halle. Die beiden Gebäude hätten also alle Chance, sinnvoll zu EINEM Ensemble mit gemeinsamer Nutzung zusammen zu fließen.

Das PROBLEM liegt nach unserer Ansicht im so wichtigen und immer unterschätzten Detail und das betrifft zuerst die öde Monotonie der Endlos-Fenstereihung (eine Anmutung wie am Plattenbau in der Berliner Normannenstraße…), andererseits die zum wiederholten Male von uns immer kritisierten, weil derzeit bis zum Überdruss praktizierte modische Masche der nervös „flimmernden Fassade“ wie beim blu und beim ILB-Gebäude. Entweder die Fensteröffnungen  selbst, oder wie hier die Zwischenfelder, bzw. die Giebelseiten sind durch ständig nervös wechselnde Flächen gekennzeichnet.

Das Bahnhofscenter selbst besitzt an vielen Stellen Zeugnisse diese gestalterische Unsitte, das links neben der Halle liegende Seniorenheim hat ebensolche versetzten Fenster, das Wohnviertel dahinter sowieso und so auch das Ministerium direkt gegenüber an der Straße. Zusammen mit dem fließenden Verkehr an dieser Stelle ist der gesamte Stadtraum an dieser Stelle einzig am Flimmern! Und wieder einmal haben wir dennoch eine langweilige Fassade, die stereotypen Bürobauten ähneln.

Wozu soll das gut sein? Im Entwurf des neuen Gebäudes, welches man in seiner Gesamtproportion städtebaulich an dieser Stelle durchaus akzeptieren mag, ist gut zu erkennen, dass die Fenster zwar senkrecht und damit ruhig in der Fassade liegen, die Zwischenräume jedoch sind wieder, wie derzeit nicht anders zu erwarten, im penetranten „Flimmerkistenstil“ gehalten. sind. Dazu kommt die obligatorische „Weisheit“ der sterilen Farbgebung und schon kann von einem Ensemble mit der alten Wagenhalle zu nicht mehr die Rede sein. Es bildet sich wieder der ideologisch „gewollte Kontrast / der Bruch“ zum historischen Gebäude, der Stadtraum hier kann so nicht geschlossen wirken. Es wird deutlich, dass die isolierte Betrachtung ohne Beziehung zum Ganzen zu Nichts führt. Das Problem, bzw. die Chance einer intelligenten, gar originellen baulichen Gestaltung wird nicht erkannt, geschweige denn gelöst.

Weshalb kann die Fassade nicht abwechslungsreich, auch in moderner Formsprache, mit der Wagenhalle korrespondieren? Das Thema der senkrechten Pfeiler in einem sinnvollen Rhythmus aufnehmend, eine warme Farbigkeit bzw. Materialität nach offensichtlichem Vorbild würde viel an Charakter und Ausstrahlung bewirken, damit die Gesamtsituation städtebaulich beruhigen und den Aufenthalt der Menschen hier „sichtlich“ verbessern.

Wieder einmal droht das einzigartige Stadtbild von Potsdam durch eine X-beliebige, langweilige Fassade am Eingang unserer schönen Stadt beschädigt zu werden. Eine Architektur, die man dutzendweise in anderen Städten wiederfindet. Der einzigartige Charakter Potsdams wird zu Gunsten beliebiger Investoren-Architektur vorsätzlich gestört. Soll „Billig“ tatsächlich die Visitenkarte Potsdams sein? Das erträgliche Maß ist langsam voll. Mehr Bemühen und sensibles Einfühlungsvermögen, auch in zeitgenössischer Architektursprache, wäre die ehrliche Verpflichtung zur „Potsdamer Baukultur“!

Das Argument: „Es wäre aber der „Beste der eingereichten Entwürfe“, zeigt die ganze Armseligkeit dieser bisherigen lieblosen Herangehensweise.

Der Bauherr die Berliner Newstone Immobilien GmbHHerr Jens David Kirsch,  der Architekten Tschoban Voss und nicht zuletzt die kommunale Baugenehmigungsbehörde sind gefragt hier nachzubessern. Noch ist es nicht zu spät!

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